laut.de-Kritik

Die Kölner klingen kein Stück erwachsen.

Review von

Ein Keyboard ergeht sich in reichlich fröhlichen Sounds, die aus den Achtzigern stammen könnten. Darunter ein Schlagzeugbeat, der beharrlich seinen Weg geradeaus stapft, ein tänzelnder Bass begleitet ihn. So beginnt das Debütalbum der Newcomer Timid Tiger mit dem Song "Combat Songs & Traffic Fights". Köln ist die Homebase der Band und ihre Klangfarbe hört auf den Namen knallbunt.

Fröhliche Aufgekratztheit, wie die eines Kindes, das endlich sein Lieblingsspielzeug zum Geburtstag bekommen hat, strömt aus den Boxen und steckt in kürzester Zeit den Hörer an. Fast kann man die Musik riechen. In Form eines süßlichen Geruchs von Zuckerwatte steigt er das Riechorgan aufwärts und weckt Kindheitserinnerungen. Wer noch einmal die Unbeschwertheit früherer Tage Revue passieren lassen möchte, der lege "Timid Tiger & A Pile Of Pipers" ein und schließe die Augen.

Denn dieses Album klingt kein Stück erwachsen. Soll es auch nicht. Die Mitglieder von Timid Tiger lieben Dr. Snuggles und die Augsburger Puppenkiste, sind Kindsköpfe im positiven Sinne und haben sich ihre eigene Cartoon-Figur ausgedacht, ein kleiner schüchterner Tiger. Der Künstler Klaus Cornfield entwarf das Kätzchen, das uns mit kleinen spitzen Zähnchen argwöhnisch vom Cover anblickt. Ihn begleiteen wir nun durch die erste Episode seines Lebens.

Diese ist vor allem eine kurzweilige Ansammlung von sehr guten Popsongs, deren Richtung einmal nicht von der Gitarre, sondern vom Keyboard vorgegeben wird. Klar, denn die elektrisch unterstützte Tastatur erzeugt jene für Timid Tiger so wichtigen bunten synthetischen Sounds wesentlich leichter als die Klampfe. Auch über Synthies hinaus beschert die Band einiges an Klangvielfalt.

Der Vocoder tritt regelmäßig in Erscheinung oder flatternde Blechflöten kommen zum Einsatz. So zum Beispiel bei "Tiger Is Not A Bird", das irgendwann in ein Comic-Hörspiel-Gewusel mündet. Die "Happy Tree Friends" lassen grüßen. Bei dieser Band klingen auch die mittlerweile überstrapazierten Handclaps nicht peinlich, sondern richtig gut.

Am besten vermischen die Kölner die für sie spezifischen Sounds in "Miss Murray". Das hüpfende Keyboard verursacht sofort ein nervöses Zucken im Tanzbein. Auch in England hat man die Qualität des Songs entdeckt. Noch bevor das Album hierzulande draußen war, spielte BBC 6 die Single - die bandeigene Homepage musste schnell um eine englische Version erweitert werden.

Aber auch bei uns kann einiges auf die Kölner zukommen. Ihr größter Pluspunkt: Sie klingen nicht wie eine deutsche Band. Das Englisch ihres mehrsprachig aufgewachsenen Sängers ist akzentfrei und die Musik hat internationales Format und besticht durch Eigenständigkeit. Genug geredet. Stürzt euch jetzt mit dem Tiger in einen infantilen Freudentaumel.

Trackliste

  1. 1. Combat Songs & Traffic Fights
  2. 2. Honolulu Beach Nights
  3. 3. Tiger Is Not A Bird
  4. 4. Mississippi Dream
  5. 5. Ladybirds & Ladyboys
  6. 6. Loveboat
  7. 7. Miss Robot
  8. 8. Howby House
  9. 9. Miss Murray
  10. 10. Pretty Saphire Cat
  11. 11. Foxy End
  12. 12. Ladybirds & Ladygirls

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