laut.de-Kritik
Cowboyschlager für Nilpferddamen.
Review von Bine JankowskiSchuster bleib' bei deinen Leisten. Diesen Spruch hätte sich Peter von den Sportfreunden Stiller ein wenig mehr zu Herzen nehmen sollen. Zwar ist verständlich, dass kein Schuhfabrikant ständig nur dasselbe Modell Turnschuhe zusammenflicken möchte, deswegen sprudeln die netten Herren Indierocker aus Bayern momentan wohl auch vor Nebenprojekten: Die Sporties toben sich bei den lautstarken Bolzplatz Heroes, dem Zweiergespann TipTop und sogar auf Buchpräsentationen aus. Zweitere traten unlängst bei Stefan Raabs Bundesvision Contest für ihre Heimat an und präsentieren der Zuhörerschaft nun ihr Debütalbum "TipTop".
Jedoch geht es dem interessierten Fan ziemlich an die Nieren, wenn ihr frisch betitelter Held Beau Frost mitsamt der gewohnten musikalischen Qualität und seinem fellbemützten Bruder Olli Parton einen Sturzflug unternimmt. Schon der Opener "Komm An Bord" plätschert im Discosound und mit minimalistischem Text ("Komm an Bord" in leichten Variationen) ohne Zwischenstopp ins eine Ohr rein und gleich zum anderen wieder hinaus. Trio meets Stromgitarren heißt es dann bei "TipTop". Dieser Song knüpft sogar zwischen synthetikaffinen Rollschuhboys und bewegungsspastischen Nilpferddamen freundschaftliche Bande - der eingängige Discopop und die herrlich simple Choreographie macht der gesamten Tanzflächengesellschaft Laune. Indie-Partymucke auf dem größten gemeinsamen Nenner, der Text darf zum Glück nicht zu ernst genommen werden: "Und das ganze Land / Bis zum letzten Vollprolet kann sagen / Das ist interessant".
Die nächsten beiden Stücke spielen im Wilden Westen. Bei "Männer Wie Wir" wirbeln nach der viel versprechenden Zeile "Wir jagen wilde Tiere und rauchen Dynamit" allenfalls die typischen Steppenläufer durch die Szenerie. Im Gegensatz zum Text beweist die Melodie, die etwas von einer griechischen Seebestattung hat, wie trostlos das Leben eines Pferdetreibers sein kann. Das nachfolgende "Tausend Meilen" darf als Cowboyschlager gebrandmarkt und notgeschlachtet werden. Einen Ausflug in die Sesamstraße unternehmen Beau und Olli in "Die Welt Ist Groß" und philosophieren in harmonischem Ernie-und-Bert-Stil über die große, weite Welt. Mehr als Kinderreime kommen dabei leider nicht heraus.
Der goldene Reiter lässt in "Honig" grüßen und "Seltsam" verliert sich passend zum halluzinogenen Thema in seinem schummerigen Beat. Die Dichtkunst von "Nana" nippt an der puren Debilität: Bei einem Text bestehend nur aus "Nananana"- und "Sususu"-Lauten werfen selbst hartgesottene Spaßvögel das Handtuch. Dadaismus, ahoi! Der letzte Song trifft dann trotz volksmelodischer Gestaltung genau ins Schwarze: "One more song and I will die". Modellwechsel hin oder musikalische Abwechslung her - wenn ein begabter Schuster plötzlich nur noch schief genähte Clownslatschen produziert, ist das schon ganz schön traurig. Da bleibt ein jeder lieber Sportfreund. Auch der letzte Vollprolet.
48 Kommentare, davon 38 auf Unterseiten
nö, hätte er nicht. das war einfach mal was witziges zwischendurch und ich fands auch genau so: lustig. man muss einfach nicht alles so ernst nehmen...
Dich zum Beispiel.
oh gott, du windel, jetzt fühle ich mich aber bis ganz tief in die innerste substanz beleidigt. und ich hab euch allen im "viva la vida colplay" was gesagt. so. jetzt könnt ihr euch alle gegenseitig.
Vergiss mal schnell den Unsinn, der in der Bibel steht. Wenn dich einer auf eine Wange schlägt, schlag gefälligst zurück. Hier überleben nur die Schönen und Starken.
also nicht du (denn zu dir hab ich das ja noch nicht gesagt. ein eintrag von dir nervt nicht wie drei stalker)???