laut.de-Kritik
Der Star aus Schweden bringt Black Music und Pop-Flair zusammen.
Review von Stefan JazdzejewskiDer Pony, der fast das halbe Gesicht bedeckt, ließe eigentlich vermuten, dass hier gleich eine böse Rockbraut ins Mikro röhrt. Weit gefehlt, denn was Titiyo gesanglich so zu bieten hat, ist schon allerhand und alles andere als lautes Gegröhle. Auch ihre Herkunft zerstört endgültig mein Bild von der langhaarigen, BLONDEN Schwedin.
Der Titelsong "Come Along" lässt neben R'n'B deutlich Triphop-Sounds durchscheinen. Na, waren da vielleicht Morcheeba oder Titiyos Halbschwester Neneh Cherry kreative Ideenlieferanten? Anschließend geht es dann mit "1989" doch wieder im großen Black Music Stil daher. Auf diesen eingängigen Song folgt "Love Has Left Your Eye", bei dem man denken könnte, dass Titiyo nicht aus dem Land der blonden Schönheiten, sondern aus Japan kommt. Obwohl sie den Song mit ihrer tollen Stimme dominiert, schwingt im Hintergrund diese Melodie mit, die irgendwie asiatisch klingt. Dagegen hört sich das Gesumse der Backgroundvocals doch eher nach einem hawaianischen Strandchor an.
Die beiden folgenden Tracks "My Heart" und "Show" entspringen ihrer Black Music-Wurzeln, erfreuen dabei mit schönen Grooves und sogar rockenden Gitarrenriffs. Die deutschen Hüften schwingen noch langsam zum Beat dieser beiden Songs, da kommt unser ausgeprägtes Rhythmusgefühl bei "Hold Her Tight" völlig außer Kontrolle. Einerseits ist das 3/4,3/4,2/4 Taktschema nichts für steife Mitteleuropäer, andererseits MÖCHTE man zu diesem Song gar nicht tanzen, lieber liegen, träumen und einfach genießen. Mit welchem Wohlklang uns Titiyo, begleitet von Akustikgitarre und Orgel, da beglückt, ist schon eine tolle Sache. Wen interessieren da noch irgendwelche Taktschemata?
Den nächsten Höhepunkt gibts mit "Last Time". Ihre Soul-Stimme reibt sich mit Streichern, die dem Song einen zart-fragilen Charakter verleihen. Wahrscheinlich hat die Rhythmus-Gruppe eine 4/4-Takt Allergie, das zumindest würde erklären, dass es bei "Time" mal wieder recht verschoben zur Sache geht. Bei der dichten Songstruktur fällt das aber nicht ins Gewicht, macht den Song dadurch eigentlich nur noch interessanter.
Dass Schweden uns in regelmäßigen Abständen mit erfolgreicher Popmusik versorgt (ABBA, Aha, Cardigans), ist ja allseits bekannt. Aber erfolgreich heißt noch lange nicht gut. Um so besser ist es da, dass Titiyo ein wirklich schönes Album abgeliefert hat, das auf eigene Weise Black Music und Pop-Flair zusammen bringt.
Noch keine Kommentare