laut.de-Kritik

Folkrock zwischen Tim Odell und The National.

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Wenn eine Band aus Leeds stammt, sich dem atmosphärischen Indiefolkrock verschreibt und dazu noch über einen Sänger verfügt, der wie eine Mischung aus Chris Martin und Tom Odell klingt, dann hüpft die britische Presse meist schon vor Freude im Dreieck, noch ehe überhaupt ein Akkord aufgenommen wurde. So lief es auch im Fall des mittlerweile in London residierenden Quintetts namens To Kill A King ab. Als das Debütalbum der Königsmörder dann auch noch sämtliche Erwartungen übertraf, wurde auch das nähere Ausland hellhörig. Und so erscheint dieser Tage der Erstling "Cannibals With Cutlery" in einer um vier Bonus-Tracks erweiterten Special-Edition endlich auch hierzulande.

Die Band startet mit "I Work Nights And You Work Days", einem perfekten musikalischen Begleiter für den tristen montäglichen Gang ins Büro. Dabei umgarnen ein dezentes Bar-Piano und seichte Streicher das ausdrucksstarke Storyteller-Organ von Sänger Ralph Pelleymounter.

Auch das nachfolgende "Cold Skin" beginnt mit fast schon hypnotisierenden Sounds, ehe Drummer Jon Willoughby den ersten Weckruf startet und sich das atmosphärische Treiben urplötzlich mit Leben füllt. Mit dem herrlich verspielten Arena-Popper "Funeral" endet schließlich die Warm-up-Phase. Von nun an nickt der Kopf im Dauertakt.

"Wolves" hält den in Bewegung gekommenen Mob problemlos bei der Stange. Während die Beine wippen, lauschen die Ohren Pelleymounters betörendem Gesang, der immer wieder zwischen Lesestunde und Arena-Auftritt hin und her pendelt. Der Background passt sich an, ohne dabei zu sehr ins zweite Glied zu rücken. Mit soliden Drums, Gitarren, die sich wahlweise angezerrt oder clean gezupft am Geschehen beteiligen sowie pointierten Folk- und String-Einschüben, versorgen die vier Männer im Hintergrund ihren Bandkopf im Rampenlicht mit reichlich nahrhaftem Akustik-Futter. Der bedankt sich mit allerlei atmosphärischen Harmonien, denen man sich nur schwer entziehen kann. Dabei benötigt der Barde manchmal weniger als eine Minute, um seiner Bewerbung für den Titel "Stimme des Herbstes" Nachdruck zu verliehen
("Cannibals With Cutlery").

In der Regel lässt sich der Mann am Mikrofon aber mehr Zeit. Gut so; denn spätestens nach den beiden Opulenz-Happen "Gasp/The Reflex" und "Rays" hängen Freunde kräftiger Stimmfarben wie Kletten an den heimischen Boxen, damit sich auch ja kein Seufzer unbemerkt in den Äther verabschiedet.

Auf der zweiten Hälfte des Albums lassen es die Engländer dann vermehrt ruhig angehen. Das Festival-Gelände wird gegen die Akustik-Bar eingetauscht. Das ändert aber nichts an der Präsenz des Ganzen. Denn wenn sich Songs wie "Fictional State" oder das energiegeladene "Family" im Jonathan Jeremiah-meets-The-National-Gewand präsentieren, klatschen selbst Breitwand-Fetischisten begeistert in die Hände. In der Ruhe liegt die Kraft. So besteigt man den Thron.

Trackliste

  1. 1. I Work Nights And You Work Days
  2. 2. Cold Skin
  3. 3. Funeral
  4. 4. Wolves
  5. 5. Cannibals With Cutlery
  6. 6. Besides, She Said
  7. 7. Gasp/The Reflex
  8. 8. Choices
  9. 9. Rays
  10. 10. Children Who Start Fires
  11. 11. Fictional State
  12. 12. Family
  13. 13. Letters To My Lover, The Dylan Fan
  14. 14. Cannibals With Cutlery (Reprise)
  15. 15. Standing In Front Of The Mirror
  16. 16. We Used To Protest/Gamble
  17. 17. Howling

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