laut.de-Kritik
Kübelweise Emotionen.
Review von Deborah KatonaWer Tom Odell auf dem Cover von "Long Way Down" ins Gesicht sieht, ahnt schon, dass dieser junge Herr gut leiden kann. Fragender Blick, struwweliges Haar, zarte Züge. Mit gerade einmal 22 Jahren textet der Brite, als trüge er das Leid der Welt in sich und hätte den Tiefen des menschlichen Lebens persönlich ins Auge geblickt: "And I wanna cry and I wanna love / but all my tears have been used up on another love."
Sieht man jedoch genauer in das Jünglingsgesicht und hört der fragil-fesselnden Stimme länger zu, so erkennt man: Der Brite ist doch eigentlich ein lebensbejahender Charakter. Und ein großes Talent.
Beschwingt nämlich steigt Odell auf "Long Way Down" ein und beweist, dass er eben sehr wohl hoffen kann und sich auf die Zukunft freut. Da geht es um Liebe und um das gemeinsam alt werden und Kinder und ... ist dieser Typ tatsächlich erst 22?
Leicht geht es auch zu bei "I Know", da wagt sogar das Schlagwerk mal lautere Töne. "Hold Me" driftet ab in Musical-artige Gefilde. Spätestens hier wirkt Odells größte Stärke: seine Stimme. Randvoll von Emotionen sind trotzdem eher die stilleren Piano/Keyboard-Tracks. Allen voran "Another Love" oder "Heal", bei der er so schön wimmert: "Take my mind and take my pain / And tell me some things last". Dramatische Klänge (samt Gospelchor) gibt es bei "Can't Pretend". Nette Idee, zwei Demos noch ans Ende zu hängen - "Till I Lost" überzeugt hier sogar noch mehr als die Studioversion durch seine Zerbrechlichkeit.
Auf "Long Way Down" kippt Odell dezent instrumentiert ganze Eimer voller Emotionen über dem Hörer aus. Hierfür ist seine Stimme prädestiniert. Ertrinkungsgefahr droht nicht. Man badet gerne und schüttet auch gerne noch mal nach, weil es nicht klebt oder schleimig ist.
7 Kommentare
Another Love - wohl das schlimmste und nervigste Genuschel des Jahres. Jeder Werbeblock wird mindestens dreimal von der Telekom mit diesem debilen Firlefanz gefüllt. Mein momentaner Hasssong Nummer 1.
Für die älteren unter uns: Erinnert sich noch wer an Chesney Hawkes?
@SK (« das schlimmste und nervigste Genuschel »):
Japp, diese Kombination aus Silbenverschlucken, Pressen und Hauchen strapaziert echt.
Ihr sprecht mir aus der Seele. Einmal beim Zappen auf Viva drüber gestolpert und es hatte was von den Sirenen aus Homers Odysee. Diese langgezogenen, nasalen, triefenden Vokale haben mich irgendwie in nen Bann gezogen. Nur war ich mir bewusst, dass es meinen Untergang bedeuten würde.
EDIT: Sehe jetzt erst, dass einer seiner Songs auch Sirens heißt. Er weiß es also selbst.
Klar das Aussehen. Das The One And Only immer noch halbwegs funktioniert liegt daran, dass es von Nik Kershaw geschrieben wurde. Als der dann weg wahr, war auch Chesney weg. Musikalisch erinnert mich Odell eher an Joshua Kadison meets Codplay, gerade wenn ich mir den Beginn von Grow Old With Me anhöre.
@SK (« Another Love - wohl das schlimmste und nervigste Genuschel des Jahres. Jeder Werbeblock wird mindestens dreimal von der Telekom mit diesem debilen Firlefanz gefüllt. Mein momentaner Hasssong Nummer 1.
Für die älteren unter uns: Erinnert sich noch wer an Chesney Hawkes? »):
Also, ich fand ja Let Her Go von Passenger weitaus schlimmer (für den nervigen Akzent könnte ich den Sänger weichprügeln!!)
another love ist ein wahnsinns song. was die werbung der telekom damit angeht - unpassend - nervig - grauenhaft