laut.de-Kritik
Die New Yorkerin klingt wie Sheryl Crow - nur besser.
Review von Giuliano BenassiDer Vergleich mit der Verlobten des Radfahrers Lance Amstrong dürfte Tracy Bonham mittlerweile zum Hals heraushängen. Erstens, weil sie nur einen Bruchteil von Sheryl Crows Bekanntheitsgrad und wenig Nullen auf dem Bankkonto besitzt, zweitens weil ihre Namen ständig im selben Satz vorkommen. Dennoch besteht kein Zweifel, dass es musikalisch frappierende Ähnlichkeiten gibt.
Der Opener "Something Beautiful" ihres dritten Albums "Blink The Brightest" enthält alle Elemente eines Folkrock-Hits aus der ersten Hälfte der 90er Jahre: Eine Melodie zum Mitsummen, einfache Gitarrenakkorde sowie eine weibliche Stimme, die Sexyness und Selbstbewusstsein vermittelt. Klaviernoten und Streicher bringen eine zusätzliche persönliche Note in das musikalische Konzept.
Im Gegensatz zu Crow offenbart Bonham aber keine zerbrechliche, düstere Seite. Selbst in selbstkritischen Momenten wie "Dumbo Sun" sind in ihrer Ausführung keine Zweifel zu erkennen. Eine träumerische Geige begleitet ihre Stimme in "And The World Has The Nerve To Keep On Turning". Hätte Crow das Stück interpretiert, klänge es zerbrechlich und Pathos-beladen. Bonham gibt es mit Kraft und Optimismus wieder.
Das ist erstaunlich, angesichts der Tiefschläge, die sie in den vergangenen Jahren einstecken musste. Nachdem ihr zweites Album "Down Here" (2000) zum Flop geriet, verlor sie ihren Plattenvertrag. Auch privat ging es mit einer Scheidung bergab. Aber die Wahl-New Yorkerin ließ sich nicht klein kriegen, zog nach Los Angeles, begleitete die Blue Man Group und verdiente mit dem Verkauf von EPs Geld, um ihr neues Album in Eigenregie aufzunehmen.
"Blink The Brightest" ist keine Platte mit Mut zum Experimentellen. Vom Stil her hätte sie genauso gut 1995 erscheinen können. Ohne Zweifel ist es aber Bonhams beste. Sie singt nicht nur, sondern spielt auch Gitarre, Klavier, Streicher und ist Co-Produzentin. Ihre Stücke liefern eine gute Hintergrundbeschallung, ohne ins Kitschige abzufallen. Der Vergleich mit Sheryl Crow drängt sich zwar auf - mit diesem Album beweist Bonham aber, musikalisch die Bessere der Beiden zu sein.
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