laut.de-Kritik
Für eine Best Of viel zu gut.
Review von Eberhard DoblerSorry, eine Platte, die mit dem Knaller "Black Steel" daher kommt, muss vier Punkte bekommen. Auch wenn sie als Best Of-Album unter die Kategorie "ökonomischer Mehrwert ohne Mehraufwand nach der Trennung vom Künstler" fällt. Aber warum sollte es einem Tricky besser gehen als Snoop Dogg (Def Jam macht mit dessen Backkatalog noch Jahre nach dem Split Reibach)? Trickys Songs werden dadurch nicht schlechter. Streiten lässt sich höchstens über die Auswahl der 17 "besten" Stücke aus vier seiner Alben.
Im Falle des Manns aus Bristol sucht die Plattenfirma vor allem die Harmonie. Schnellere oder roughere Stücke (man lege sich die 2000er-EP "Mission Accomplished" zu) wollten die Verantwortlichen bei Universal/Island keinem zumuten. Schließlich soll das Zielpublikum möglichst breit sein. In der Sprache der Labels wirbt man dann mit dem "ultimativen Tricky-Best Of-Album" oder "seinen größten Kompositionen". Gelogen ist das nicht, denn großartige Songs bietet der Düsterfreak, der als Mitbegründer des Trip Hops gilt, zur Genüge.
Der dunkle Groover "Black Steel" rockt, dass alles zu spät ist. Geschundene Seelen fühlen sich von "Poems" oder "Wash My Soul" verstanden. "Tricky Kid" und "Christiansands" überzeugen im Rhythmusbereich, während "Bubbles" Trickys Stärken bei den Bässen hervor hebt. "I Be The Prophet" und "Ponderosa" warten mit unkonventionellen Instrumenten und Sounds auf, während er bei "Singing The Blues" denselben sehr eigenwillig programmiert.
Adrian Thaws kann auch gar nicht anders, als verschrobene Stücke zu schreiben. Insofern hätte man auf Labelseite bei der Auswahl mutiger sein können, ohne gleich seinen Job zu riskieren. "A Ruff Guide" ist ein gelungener, wenn auch leicht irreführender, weil relativ massentauglicher Einstieg in Thaws' Musik. Für eine Best Of ist Tricky aber eh viel zu gut.
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