laut.de-Kritik
Der 'Freshman' kann nicht singen, versucht es aber.
Review von Florian WeiglDass XXL Trippie Redd in die diesjährige Freshman List aufgenommen hat, ist durchaus nachvollziehbar. Auch wenn "Life's A Trip" kein gutes Album ist, steht es meilenweit über ideenlosen Genregriftern wie 6ix9ine oder lebenden Komapatienten wie Lil Xan.
Aber das Dilemma bleibt. Jemals ein Album gehört, das du auf Papier eigentlich lieben könntest, das dich beim Hören aber einfach nur latent nervt? "Life's A Trip" ist nicht wirklich schlecht geworden, hört sich gut an in einzelnen Momenten oder auf Singles in einer Playlist kondensiert, aber nicht auf über 50 Minuten Länge.
Das Album hat zwei, drei gute Ideen, die es wiederholt und wiederholt und wiederholt ... bis du dich freust, wenn der obligatorische Trap die obligatorische Akustikgitarre ablöst. "Life's A Trip" ist besser produziert als XXXs Projekte, die mehr auf Songskizzen als Songwriting setzten, auch wenn es stellenweise ("How You Feel", "Dark Knight Dummo feat. Travis Scott") immer noch klingt, als wäre die Lust beim Mix verloren gegangen.
Das Hauptproblem des Albums bleibt das Offensichtlichste: Redd kann nicht singen, er versucht es aber überaus leidenschaftlich ("Wish (Trippie Mix)"). Man könnte auch sagen: Er singt seine Gefühle, nicht Noten. Wenn er stimmliche Ticks einarbeitet wie auf "Bang!" oder "Bird Shit", bei denen seine Stimme jeden Vokal bis ins Erbrechen zu dehnen versucht, wirkt das so affektiert, dass es mehr ablenkt als Atmosphäre schafft.
Wenn Redd wie auf "Missing My Idols" versucht, zu rappen, ist er so fokussiert darauf, im Takt zu bleiben und (erfolglos) dem Mumblerap-Klischee zu entgehen, dass es anstrengt, ihm zuzuhören. Ich habe kein Problem mit Mumblerap als Konzept, aber erstens ist das keine Entschuldigung, einen Song nur aus Filler-Lines aufzubauen ("Bird Shit"). Und zweitens geht Mumblerap nur durch, wenn ein gewisses Melodiegefühl da ist, das hier fehlt.
"Life's A Trip" ist vor allem faul, liefert genau das, was die Fanbase erwartet und versucht nicht mal, die Formel umzustellen, um neue Hörer zu gewinnen. Ist alles fair und verständlich, aber ich bin erstmal draußen.
2 Kommentare
gähn
Ich finde so ziemlich alles im mumble Rap grauenvoll. "Er kann nicht singen". Ach ne! Was sie nicht sagen! Natürlich kann er nicht singen. Das kann keiner dieser mumble Rapper. Das ist doch nur noch autotune und zusammen gecutet.