laut.de-Kritik

Nichts für ausgebrannte Schlappofanten.

Review von

Wie schön, dass es noch Aha-Erlebnisse gibt. Noch schöner, wenn sie in der großen weiten Musiklandschaft passieren. Nach "The Crusade" vor einige Jahren hatte ich Trivium für mich gelangweilt in die Schublade 'Möchtegern-Metallicas' geworfen und dort vergessen. Natürlich waren sie auch damals schon mehr als das, aber Matt Heafys bemühte Vocal-Imitationsversuche und die allzu bekannten Riffs konnten bei mir nicht punkten.

Etliche Jahre später nun das. Ich hatte am Rande mitbekommen, dass sich auf "In Waves" bereits einiges getan hatte. Bereits der Opener verdeutlicht: Trivium fahren mittlerweile auf einer anderen, eigenständigeren Schiene. "Brave The Storm" fasst das Album gekonnt zusammen. Die Riffs vereinen Elemente aus Thrash, Metalcore und klassischem Heavy Metal. Als Krönung haben die Mannen aus Florida sich einen feinen Refrain einfallen lassen. "Should we go quietly"? Bitte nicht, es hat ja gerade erst begonnen und Matt Heafys Bande haben noch etliche Pfeile im Köcher.

A propos Matt Heafy: Junge, Junge, der Kerl hat sich aber ordentlich weiter entwickelt. Von räudigem Metalcore-Geröchel bis zu feinem Klargesang beherrscht er inzwischen eine große Bandbreite an Stilen. Auf Hetfield-Anleihen greift er nur noch selten zurück. "To Believe" besitzt einen Refrain zum Niederknien, Heafys Gesangstalent kommt hier voll zur Entfaltung. Großen Anteil daran trägt einem Interview zufolge Produzent David Draiman, der Heafy einem speziellen Sänger-Coaching unterzog. Etwas von dessen Präsenz am Mikrofon hat sich Heafy dabei auch abgeschaut.

Draimans Produktion kann sich auch ansonsten hören lassen. Gut zu wissen. Sollte es für den Disturbed- und Device-Frontmann am Mikro nicht mehr funktionieren, kann er sich zukünftig auf dieses zweite Standbein verlassen und muss sich nicht ausgebrannten Schlappofanten wie Megadeth als Gastsänger andingen. Sein Sound klingt zwar etwas glatt, aber im Vergleich beispielsweise mit den ultra-konturlosen Fließbandarbeiten von Andy Sneap recht rauh und knackig.

Der Sound an sich, wohlgemerkt. Denn leider beteiligt sich "Vengeance Falls" am Loudness War. Man muss mal wieder darauf hinweisen, damit das endlich ein Ende findet. Bei "Incineration: The Broken World" schlägt der Pegel roter als rot aus, leider nicht die einzige Nummer mit diesem Problem. Hört das niemand im Studio, beim Mastering? Haben die sich alle die Birne weggemosht? Finden die reißenden Klang gut? Es muss doch möglich sein, bei größeren Produktionen wie dieser eine Qualitätskontrolle durchzuführen, bevor der Kram ab ins Presswerk geht.

Dass die Songs trotzdem nicht kaputtzukriegen sind, unterstreicht die Stärke dieses sechsten Trivium-Albums. Es wäre sehr überraschend, würden Hammerteile wie "At The End Of This War" mit ihrem enormen Abwechslungsreichtum in Zukunft nicht zu den besten Songs der Band aus Orlando gezählt werden. Modern Metal ist ein fieser, schwammiger Stempel - aber hier passt die Bezeichnung einfach.

Trackliste

  1. 1. Brave This Storm
  2. 2. Vengeance Falls
  3. 3. Strife
  4. 4. No Way To Heal
  5. 5. To Believe
  6. 6. At The End Of This War
  7. 7. Through Blood And Dirt And Bone
  8. 8. Villainy Thrives
  9. 9. Incineration: The Broken World
  10. 10. Wake (The End Is Nigh)

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