laut.de-Kritik
Alles andere als musikalisches Fast-Food.
Review von Daniel StraubDas Münchner Label Hausmusik steht nicht gerade im Verdacht, mit seinen Veröffentlichungen dem Massengeschmack zu huldigen. Es sind vielmehr die Nischen im Musikgeschäft, von denen eine anziehende Faszination ausgeht. Ein solches Refugium jenseits des Mainstream nennt auch die Musikerin, Komponistin, Schauspielerin und Designerin Tujiko Noriko mit ihrem Debütalbum "From Tokyo To Naiagara" ihr eigen, das japanische Vocals mit minimalistischen Synthie-Arrangements zu einer höchst eigenwilligen Collage verbindet.
Wer hier nach dem schnellen Hörgenuss sucht, der findet mit Sicherheit nichts als Verdruss. "From Tokyo To Naiagara" klebt nicht das Label an, ein musikalisches Fast-Food-Produkt zu sein, es verwehrt sich dem schnellen Zugang. Die von Tujiko Noriko in ungewohnter Intonation vorgetragenen Lyrics wachsen erst mit der Zeit. Und auch die von Aki Onda produzierten, sich zumeist dezent im Hintergrund bewegenden Sounds, verwehren sich hartnäckig dem eingängigen Strophe-Refrain-Schema.
Aktivitäten des Zuhörers wie Mitsingen oder gar Mitwippen, sind hier eher in Ausnahmefällen gefragt, dazu wirkt die schlichte Eleganz von "From Tokyo To Naiagara" zu mächtig. Das gibt der Platte einen kompromisslosen Charakter, der die ungeteilte Aufmerksamkeit des Zuhörers fordert.
Leider kommt bei derlei ernsthaftem Auftreten der spielerische Zugang zur Musik schnell zu kurz, die Leichtigkeit geht verloren. Nur mit dem verträumten "Kiminotamen" erhält das ansonsten streng monolithische Klangwerk einige wohltuende Risse. Die Tür in Richtung Popmusik steht für einen Moment offen. Mal schauen, welchen Weg das japanische Multi-Talent mit seinem nächsten Album einschlagen wird.
3 Kommentare
Ich glaub ich seh nicht richtig : 2 Punkte?!
Ein solch ambitioniertes, außergewöhnliches Album einer solch versierten Künstlerin mit mageren 2 Punkten aufgrund seiner fehlenden Zugänglichkeit abzuspeisen empfinde ich als komplett falsch.
Das Album als Solches besitzt ein musikalisch interessantes u. stimmiges Gesamtkonzept, das für sich betrachtet perfekt funktioniert.Der Sound ist natürlich äußerst abstrakt, kühl und ergo nicht sonderlich leicht zu erschließen, aber gerade dieses Wachsen der einzelnen Songs, das langsame Erschließen dieses Werkes verleiht der Platte eine äußerst lange Halbwerts-Zeit.
Zudem perfekt produziert und innovativ.
Fazit : Mit Pop-Anspruch an eine solche Platte heran zu gehen ist im Ansatz schon völlig falsch und wird sowohl der Künstlerin als auch der Musik an sich nicht gerecht.
hi molmasse, ich finde nicht dass der herr straub mit dem anspruch an das werk ging, ein popalbum zu besprechen. im text kommt durch dass er sich eher diese richtung gewünscht hätte, die der song "kiminotamen" einschlägt. ohne das album gehört zu haben, kann ich mir aufgrund der soundbeschreibung was drunter vorstellen und dann ist für mich eher zweitrangig ob das für den autor 2 oder 3 punkte sind ...
Zitat (« Leider kommt bei derlei ernsthaftem Auftreten der spielerische Zugang zur Musik schnell zu kurz, die Leichtigkeit geht verloren. Nur mit dem verträumten "Kiminotamen" erhält das ansonsten streng monolithische Klangwerk einige wohltuende Risse. Die Tür in Richtung Popmusik steht für einen Moment offen. »):
Der spielerische Zugang kommt zu kurz, die Tür Richtung Pop-Musik steht nicht weit genug offen.Der Pop-Anspruch ist für mich dort klar ersichtlich.
Und das kann man dem Album letzten Endes kaum zum Vorwurf machen, da es nicht als eingängiges, spielend einfach zu verdauendes Pop-Album konzipiert wurde.