laut.de-Kritik
Mehr Licht!
Review von Christoph DornerKein Longplayer der Twilight Singers kommt in seiner Aufmachung ohne den Kontrast aus Schwarz und Weiß aus, so auch nicht "Dynamite Steps", das fünfte Album der souligen Noir-Rocker um Greg Dulli. Dass die inneren "Organe" des ehemaligen Frontmanns der Afghan Whigs - Herz, Seele, Lunge - seit jeher tiefschwarz sind, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Um so erstaunlicher, dass Dulli nun ziemlich viel Licht an seine Songs lässt.
Das steht den Twilight Singers gut. Es geht schon los mit "Last Night in Town", textlich einem typisch fiebrigen Dulli-Song über eine Liebe an der Schwelle zum Jenseits. Ein hämmerndes Piano, das Wave-Panorama und die dynamische Rock-Staffage katapultieren den ehedem ketterauchenden Crooner Dulli 20 Jahre zurück zu seinen besten Tagen mit den Whigs.
Der Avant-Blues von "Be Invited" erinnert im Anschluss nachdrücklich daran, dass Dulli vor kurzem ja noch mit Mark Lanegan als The Gutter Twins unterwegs gewesen ist. "There's something at work here / Dark circles around your body", gurren beide einträchtig zu sägenden Geigen - grandios. Und wie sich "Waves" selbst vom wüsten Noise-Rocker zum kollektiv jubelierenden Pathos der Broken Social Scene umfunktioniert, ist nicht minder eindrucksvoll.
Dass Dulli nach all den masochistischen Selbstbespiegelungen im kammerorchestralen Mantra von "Get Lucky" nun sogar dezent optimistische Zeilen über die Lippen kommen, bedeutet für ihn selbst wohl die bemerkenswerteste Entwicklung. Wir dagegen dürfen uns getrost über den popigen, dabei aber nie in falschem Pathos absaufenden Bombast freuen, den Teufelsbeschwörer Dulli auf "Dynamite Steps" auffährt.
Dafür sorgt er schon selbst, indem er die großen, die fliehenden Melodien von "Gunshots" oder "She Was Stolen" mit seiner soulig-kratzigen Stimme erdet. "Ever wonder where went your guiding light", fragt Dulli ganz zum Schluss und dreht nach letztem Liebesschwur mit großer Geste die Regler nach unten. Die Twilight Singers, sie halten es jetzt wie Goethe mit seinen (angeblich) letzten Worten: Mehr Licht.
1 Kommentar
Habe mir diese Platte auch schon voll reingezogen. Überrascht mich ein wenig dass diese Platte gleich volle 5 Sterne von der Redaktion bekommt. Sind ein paar nette Lieder dabei, dennoch komme ich mir gelangweilt vor wenn ich dieses Album zulange höre.