laut.de-Kritik
Außergewöhnliche Show: U.D.O. trotzen Corona.
Review von Matthias BossallerSchon wieder ein U.D.O.-Livalbum? Und schon wieder mit Accept-Songs? Das sollte doch eigentlich der Vergangenheit angehören. Geschenkt! Der vorliegende Live-Mitschnitt rechtfertigt die DVD-Veröffentlichung auf jeden Fall. Es handelt sich um ein musikhistorisches Zeitdokument. Denn Udo Dirkschneider und seine Mannen traten im vergangenen September mitten in der Corona-Pandemie live on stage auf – unter Einhaltung der Hygienebestimmungen.
Es ist eines der ganz wenigen Konzerte im Jahr 2020 überhaupt. Der Gig im bulgarischen Antik-Theater von Plovdiv ist mit 2.500 Zuschauern sehr gut besucht. Beim Blick auf die eng nebeneinander sitzenden Fans könnte man fast denken, es handelt sich um ein ganz normales Konzert aus der Prä-Corona-Zeit. Schaut man genauer hin, ist es den Zuschauern deutlich anzusehen, wie ausgehungert sie nach einem Live-Erlebnis sind.
Und U.D.O. enttäuschen die Erwartungen nicht. Die Band setzt bei sehr gutem Sound ein Show um, die wenig zu wünschen übrig lässt und große Emotionen freisetzt. "Ich habe in meiner über 40-jährigen Karriere schon viele Konzerte gespielt, auch richtig emotionale. Aber diese Veranstaltung zu beschreiben, ist wahnsinnig schwierig. Die Atmosphäre war schon während des Intros unvorstellbar, als wir noch hinter der Bühne standen", versucht es die Metal-Ikone dennoch: "Wir haben uns gegenseitig hochgeschaukelt. So eine Stimmung wie in dieser Form habe ich noch bei keinem Konzert erlebt."
Zum Start gibts gleich "Tongue Reaper" und "Make The Move" vom aktuellen Album "Steelfactory". Es folgt die Accept-Nummer "Midnight Mover", die mit Jubel und Applaus goutiert wird. Es wird nicht der letzte Song von Udos Ex-Band an diesem Abend sein. Zuvor spielen sie neben vielen "Steelfactory"-Songs auch Oldschool-Material wie das balladeske "In The Darkness", den Ohrwurm "They Want War", oder den galoppierenden Titeltrack "Animal House" des ersten U.D.O.-Albums. Udos Sohn Sven beweist sein Schlagzeug-Handwerk nicht nur beim Doublebass-Smasher "Timebomb".
Vater Udo ist gut bei Stimme, auch wenn sie noch mehr kratzt als sonst. Hin und wieder wirkt der passionierte Tarnanzug-Träger etwas kurzatmig, was freilich kaum ins Gewicht fällt. Das Finale eines gutklassigen Konzerts bildet der Schlussblock mit den Accept-Krachern "Metal Heart", "Fast As A Shark" und "Balls To The Wall".
In dieser Zusammensetzung ist dies ein Novum: Mit den Neuzugängen Dee Dammers an der Gitarre und Bassist Tilen Hudrap haben U.D.O. bis dahin noch keine Accept-Songs gespielt. Doch an der Performance gibt es nichts zu meckern. Der Gig macht wirklich Laune und überbrückt die Zeit zum nächsten 'echten' Live-Erlebnis.
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