laut.de-Kritik
Innovationsarme Gothic-Vorstellung mit Hang zu unfreiwilliger Komik
Review von Michael SchuhUmbra Et Imago zählen sich zu den Urgesteinen der immer noch "lebendigen" Gothic-Szene. Auf inzwischen sechs Tonträger haben es die Mannen um Sänger und Nachtschattengewächs Mozart gebracht, dessen Lyrics sich auf die Bereiche Satanismus, Sadomasochismus und Schmerz im Allgemeinen reduzieren.
So macht "Mea Culpa" dort weiter, wo schon die Vorgänger nie enden wollten: Schwarz gefärbte Pennäler-Prosa kombiniert mit billigsten Sounds aus Opas ranziger Mottenkiste bilden den Stoff, aus dem die Träume angehender Friedhofsgärtner gezimmert werden.
Dabei bleibt man sich wenigstens treu: Wie immer bei Veröffentlichungen der Karlsruher Schwarzkittel weiß man nämlich nicht, worüber man zuerst lachen soll. Über das designtechnische Armutszeugnis im Photoshop-Filter, das diesmal eine nackte Frau in Bußstellung zeigt, bis hin zu den Klischee beladenen Nackt-Model-mit-Tattoo-Aufnahmen im Booklet werden genügend Gründe geliefert, um an der vollen Zurechnungsfähigkeit der finsteren Gesellen erhebliche Zweifel anzumelden.
Auch musikalisch herrscht mehr Schatten als Licht vor: Mit dem Prolog "Lieber Gott, gib uns unseren täglichen Schmerz" beginnt die tumbe Zeremonie. "Lieber Gott" heißt dann auch der erste, ziemlich poppige Track, der aufgrund der Gastvocals von Wolfsheim-Sänger Peter Heppner mit guten Aussichten bezüglich Szene-Disko-Airplay startet.
Ansonsten teilen sich in der Wave-Tradition stehende Keyboards den Platz im Soundgefüge mit prollig sägenden Gitarren, die im bekannten Rammstein-Stakkato auch den letzten Hinterwäldler nicht vom Holz hacken abhalten würden.
Apropos Rammstein: Kuttenträger Mozart rollt das "R" derart penetrant, daß man meinen könnte, in seiner badischen Dunkelhaft-Enklave seien außer schwarzen Dominas in Latex-Strapsen, Wasser, Brot und Blut auch keine dem Dark Wave fremden Klänge erlaubt gewesen. Und spätestens bei der Trommelfell-Tortur in Form des Falco-Covers "Rock Me Amadeus" ist der Punkt erreicht, wo ich sage: Nein. Erbarmen. Schluß mit Kaspermucke.
Mögen weltfremde Gruftelfreaks selig mit ihren Kreuz-Anhängern wedeln und geschminkte Haarspray-Jünger mit "Mea Culpa" ihr Sarginneres beschallen, mein Bedarf an qualvoll vertonter Pseudo-Lyrik ist für längere Zeit gedeckt.
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