laut.de-Kritik
Unangenehme Überraschung ausgeschlossen.
Review von Dani FrommOhje, ohje. Was ist das denn? Uncle Kracker hat mit "72 & Sunny" ein Album vorgelegt, das selbst den hartgesottensten Gitarrenmusik-Feind in die Persönlichkeitsspaltung treiben kann. "Detroit-Country-Pop!" mault die vertraute Stimme im Kopf. "Klingt schon beim ersten Hören, wie 1.000 mal durchgenudelt."
In der Tat: Innovativ ist an dieser Platte nichts. Und, ja. Es ist bedenklich, wenn man anhand einer Textzeile sofort die nächste abschätzen kann. Glaubt ihr nicht? Ist aber so. "On every page you will see how much I love you." Wie wird die nächste Zeile lauten? Klar: "In every line you will see how much I care." Unsäglich absehbar. Erbärmlich, im Grunde.
Und doch ist es gerade die Absehbarkeit der Platte, die einen nicht unerheblichen Teil ihres Reizes ausmacht. Man fühlt sich sofort wunderbar zu Hause. Man kennt sich aus, man weiß, was passiert. Unangenehme Überraschungen ausgeschlossen. Matt Shafer hat eine starke Stimme, die auf einem Singer/Songwriter-Album wie "72 & Sunny" auch prächtig zur Geltung kommt.
Es fehlt ein Hit wie einst "Follow me", dafür haben die Songs durchweg wirklich, wirklich schöne Melodien, die ins Ohr gehen, und da auch bleiben. Weil: Sie klingen eben wie schon 1.000 mal durchgenudelt. Was den Zauber eines Schmachtfetzens wie "Don't Know How (Not To Love You)" seltsamerweise nur unwesentlich schmälert.
Anleihen aus Hip Hop und Rock, wie sie auf früheren Uncle-Kracker-Alben noch zu finden waren, fehlen völlig. Schade, so ist es eben nur, wie gesagt, Detroit-Country-Pop. Ich sollte diese Platte hassen. Ich tu's nicht.
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