laut.de-Kritik
Besser mehr Rammstein-Vibe als Bourani-Duselei.
Review von Michelle-Marie Aumann"Es ist Zeit für uns, zu gehen", heißt es auf "Gipfelstürmer" von 2014. Dieses Versprechen erneuert die Band seitdem alle Jahre wieder: "Zeit Zu Gehen" erschien auf dem Live-/ sowie Unplugged-Album von 2015, der zweiten Best Of-Scheibe (2017) und nun auch auf "Lichterland". Die erste CD der Compilation vereint ein Best Of aus 21 Tracks, die zweite birgt 14 Weihnachtssongs. Hat der 'offizielle' Austritt vom Grafen 2016 denn nicht gereicht? Muss man unbedingt eine Band am Leben erhalten, die ihren letzten Atemzug spätestens vor fünf Jahren getan hat?
Wie auf den beiden Best Of-Vorgängern auch fokussiert sich "Lichterland" auf die Erfolgszeit nach "Grosse Freiheit". Dabei steht das Feature mit Bourani ("Wie Wir Waren") symptomatisch für die Wischi-Waschi-Auswahl an Pop-Balladen. Nur wenige Passagen sparen mit dem Weichspüler: "Abwärts", "Hinunter Bis Auf Eins" und "Spiegelbild" gehören zu den härteren Liedern auf der Liste.
Tatsächlich findet sich aber auch ein 'neuer' Song. "Lichtermeer" gab es bisher nur als Demo-Version. Die Singleauskopplung versucht dem inhaltsleeren Wortgebilde mit Streichern und Klavier einen dramatischen Auftritt zu geben. Betonung auf 'versucht'. Denn bei Zeilen wie "Neue Wege, neue Ziele / Im Rückenwind voran / Lichter funkeln in der Ferne / Bin glücklich, doch hab' Angst" gibt es nicht viel zu retten. Da könnte man auch gleich sagen: 'Drei Steine, einer gleicht dem anderen, sie liegen vor mir, ich bin traurig'. So viel zur Tiefe des Inhalts.
Auf der nächsten Compilation (und die wird sicherlich erscheinen) sollten Unheilig vielleicht wieder mehr an ihre früheren Fans denken. Dann käme zumindest mehr Abwechslung heraus. Außerdem schlägt sich der missglückte Rammstein-Vibe immer noch besser, als die permanente Bourani-Duselei.
Wo wir gerade von den Anfangszeiten sprechen: Schon 2002 veröffentlichte Unheilig eine Weihnachtsscheibe ("Frohes Fest"). Damals interpretierten sie Weihnachtsklassiker neu und drückten ihnen einen düsteren Sound auf: Immer noch besser, als die Weihnachtslieder, die sie hier nun auf der zweiten Scheibe versammeln. Die meisten Tracks stammen dabei aus der Feder des Grafen. Drei Gottesdienst-Banger schafften es aber dennoch in die Tracklist ("Macht Hoch Die Tür", "Leise Rieselt Der Schnee", "Es Kommt Ein Schiff Geladen").
Wie bereits auf "Frohes Fest" fungiert die Adventszeit als Rahmen mittels düster gehaltenen Zwischenteilen ("Die Erste Kerze", "Die Zweite Kerze", usw.). Und wenn der Graf den dramatisch pathetischen Larry raushängt, kommen schlagerhafte Eigenkreationen wie "Engel Der Verkündung" heraus: Feinste Florian Silbereisen-Emotionen treffen auf Möchtegern-Drama.
Ganz zu Schweigen von "Macht Hoch Die Tür"- im Rock-Pop-EDM-Gemisch: Da würde es nicht wundern, wenn der Youtube-Kanal von Bibel TV bald die Rechte anfragt. Man möchte ja schließlich auch das junge Publikum 'catchen'. Meine Wenigkeit tut nun, was Unheilig und der Graf, schon vor mindestens fünf Jahren hätten machen sollen: Gehen und die Lauschlappen reanimieren.
8 Kommentare mit 10 Antworten
Ich finde die Review nicht gerade schön da will der sogenannte Rezensent seinen Frust ablassen.
Mir gefällt die Musik ???? auch nicht aber ich gebe nicht eine solche Rezension ab.
"die Musik ????"
Hab da auch so meine Zweifel.
Heißt das laut „Duden der Kämpfer für Objektivität“ nicht Rezession? Hab ich zumindest von deinen Kollegen häufig so gelesen.
Der Graf. Der Wendler des Gothic. Nicht verschwörungstheoretisch, aber musikalisch.
der graf ist nicht das was er mal war
Nur dass er nicht erst heute seltsam und bizzarr wirkt.
Leider sehr traurig was aus der "Band" geworden ist. Fand damals Puppenspiel z.B. ganz nice.
Universal ist so ein Scheißverein, das ist unglaublich, und diese Platte von meiner eigentlichen Lieblingsband das Paradebeispiel, was so alles falsch läuft im Musikbusiness.
PN