laut.de-Kritik
Die Death Metal-Krieger erobern nicht nur Mittelerde.
Review von Michaela PutzUnleashed hissen die Segel ihrer Wikingerschiffe zum nunmehr achten Mal, um von Schweden aus über uns hinwegzufegen, als hätte der Donnergott höchstpersönlich seinen Hammer geschleudert. Bepackt mit den üblichen Waffen, also Death Metal-Keulen, Midtempo-Walzen, Mörder-Leadgitarren und Kampftieren der Gattung 'gemeiner Ohrwurm', startet Johnny mit einem Schlachtruf die Reise über den Ozean.
Schon bei "Blood Of Lies" schlagen Fredrik und Thomas zügig in die Ruder, während Anders an den Fellen das Tempo vorgibt. Das diesmal schneller ausgefallen ist, als man es von Unleashed gewohnt ist. So ergänzen sich groovende und tonnenschwere mit schneller dahin treibenden Tracks. Das ist jedoch die einzige Neuerung, die der geneigte Hörer hier erkennen kann.
Johnnys unbarmherzig kehlige Stimme, die wohl so manchem das Fürchten lehren kann, feuert das Trio wie gehabt an. Bald ist klar, welches Ziel die Wikinger ansteuern. Sie wollen ihren Status im Todesmetall einmal mehr unterstreichen, nach dem Motto "This Is Our World Now". Da sie ja ohnehin zur Topliga in diesem Genre gehören, können sie erst mal genüsslich im Midtempobereich weiter segeln. Sie erlauben sich sogar einen Abstecher nach Mittelerde, denn mit "We Must Join With Him" hat es wieder einmal ein Song über Tolkiens 'Herr der Ringe' auf einen Rundling geschafft.
Nachdem sie im Titelsong "Midvinterblot" die Götter um Erfolg und Reichtum beschwören, besingt Johnny bei "In Victory Or Defeat" Unleasheds musikalische Wurzeln: "We are the immortals, from hell we rise / We are the immortals, Death Metal, no compromise". Damit setzen sie dem Death Metal ein weiteres Denkmal, denn Ähnliches haben sie schon Jahre zuvor mit "Death Metal Victory" getan. Zugleich zeigen sie, dass sie keinerlei Interesse daran haben, diese Wurzeln zu verleugnen. Denn "Midvinterblot" ist durch und durch ein Stück traditionellen Todesmetalls, das einen Knüller nach dem anderen liefert.
Bei "The Avenger", das mit geilen Riffs daher kommt, kann man sich bildlich die Nordmänner vorstellen, die im Wald am Lagerfeuer ihre Trinkhörner gen Odin heben. Doch es gibt auch wieder lyrische Ausflüge abseits des Wikingermythos, mit "Salvation For Mankind" und "Psycho Killer". Wobei sie in beiden Fällen ihrem ironisch-morbiden Humor freien Lauf lassen, der wohl so einigen sauer aufstoßen könnte. Nach dem rhythmisch gesetzteren "The Witch" lassen die eher epischen "I Have Sworn Allegiance" und "Loyalty And Pride" die Ruder schneller kreisen.
Technischer Todesmetall war noch nie das Metier der Schweden und ist es auch diesmal nicht. Stattdessen liefern sie einfach einen knackigen Hammersong nach dem anderen, ohne das anfangs gesetzte Level zu verlassen. Hat man den ganzen Rundling einmal durchgehört, merkt man, dass es schwer ist, einzelne Tracks hervor zu heben. Aufgrund des Wechsels an schnelleren und langsameren Songs sollte hier überhaupt für jeden Fan des gepflegten old school Death Metal etwas dabei sein. Garniert mit geilen Leadgitarren, einer Portion Epos und groovenden Rhythmen ist das Hören von "Midvinterblot" ein kurzweiliger Genuss. Diesen Death Metal-Kriegern steht dem Aufstieg in das Wunschziel eines jeden Wikingers wohl nichts mehr im Wege: "Valhalla Awaits"!
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