laut.de-Kritik

Dieses Gerödel bleibt auch im CD-Regal ein Außenseiter.

Review von

Die Dino-Vorzeichen für Uriah Heeps neue Scheibe stehen nach dem tollen "Into The Wild" mehr als gut. Mit Urmitglied Mick Box und Sänger Shaw und Keyboarder Lanzon ist das eingespielte Führungstrio immerhin schon fast 30 Jahre stabil. Und live sind sie noch immer ein Brett. Nützt leider alles nichts: Das 24. Studioalbum der britischen Hardrock- und Metalpioniere ist ein kompletter Schlag ins Wasser und die mit Abstand schlechteste Platte ihrer 45-jährigen Karriere.

Kurz nachdem der Hörer frohen Mutes die Play-Taste drückt, ertönt einer der langweiligsten Opener der Rockgeschichte. "Speed Of Sound" verliert sich nach vielversprechendem Intro in einer fies schablonesken AOR-Strophe samt süßlich vor sich hin schlagerndem Kaufhausrefrain. Das kann nur besser werden.

Wird es kurzfristig auch. Der balladeske Einstieg "One Minute" währt nur wenige Sekunden und ist klarer Höhepunkt der gesamten LP. Das Thema mündet in abgeschmackten Pubrock, dessen verkrampfte Stadion-Geste spätestens im sedierenden Chorus den letzten Rest musikalischer Würde einbüßt. Die charismatische Eigenständigkeit ihrer Frühphase geht den Pionieren Uriah Heep spätestens hier endgültig über Bord.

Weit und breit ist kein einziges vernünftiges oder wenigstens leidlich amüsantes Stück vorhanden. Im Gegenteil: Alles wird sogar noch furchtbarer. Das rockistische Gerödel in "The Law" kommt genau so rostig reaktionär aus den Boxen, wie der biedere Redneckrefrain "You gotta take the law into your own hands!" es vermuten lässt. Klingt sogar noch flacher als Kid Rocks grausliche Tea Party-Anbiederung "Born Free". Das muss man erst einmal unterbieten.

Das jeglicher Inspiration beraubte Titelstück bietet keine Verschnaufpause in Uriahs Musiklimbo. Angelegt als straighter Highway & Bike-Track, taugt das Ergebnis nüchtern gehört kaum für die Landstraße. Irgendwo im Gleisdreieck zwischen "Born To Be Wild", "Radar Love" und "Black Betty" verendet der "Outsider" als Abziehbild mit 45-jähriger Verspätung.

In ähnlicher Weise geht die Selbstdemontage lustvoll weiter. Das erkennbare Rezept einer rauen Schale mit AOR-Refrains aus der Grabbelkiste scheitert am eindrucksvollsten in "Jessie". Ein wenig als würde man in der Strophe eine Deep Purple 80er B-Seite mit dem Schatten eines Journey-Chorus zwangsvermählen. Solch eine glatteisige Mischung aus Radiotauglichkeit und Erdigkeit klappt höchstens, so man überragende Melodien am Start hat und sich nicht denkbar konventionellsten Biedermannrocks' bedient.

So wird der titelgebende Außenseiter ganz schnell zum Aussätzigen im heimischen Regal und setzt dort Spinnweben an. Denn schenken mag man sowas ja nun auch keinem. Wer im Genre Rock nach echten Höhepunkten des Jahres sucht, greife besser zu Magnums taufrischer "Escape From The Shadow Garden" oder nach dem meisterlichen Comeback der Afghan Whigs.

Trackliste

  1. 1. Speed Of Sound
  2. 2. One Minute
  3. 3. The Law
  4. 4. The Outsider
  5. 5. Rock The Foundation
  6. 6. Is Anybody Gonna Help Me?
  7. 7. Looking At You
  8. 8. Can't Take That Away
  9. 9. Jessie
  10. 10. Kiss The Rainbow
  11. 11. Say Goodbye

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