laut.de-Kritik
Ein Atomkrieg beendet die Zivilisation und verbrannte Engel fallen vom Himmel.
Review von Olaf SchmidtDie polnischen Metal-Speerspitzen zeigen sich dieses Jahr in bestechender Form. Nachdem Behemoth unlängst ein fantastisches Album vorgelegt haben, ziehen Vader mit ihrem mittlerweile auch schon zehnten Album "Tibi Et Igni" nach. Der Anspruch der Band aus Olsztyn ist natürlich weit entfernt von der Kopflastigkeit und Konzeptualität, mit der Nergals Gruppe zu Werke geht. Hier herrscht die reine Death-Metal-Lehre europäischer Prägung mit Kind und Kegel: düstere Melodien und Groove, immer songorientiert, gerne mal mit einer Schaufel Thrash garniert und eingekleidet in fröhlich-dunkles Gehacke.
Das Album beginnt mit einem atmosphärischen Intro aus den Keyboards. Über die Notwendigkeit solcher Spielereien auf einem Death-Metal-Album kann man sich streiten, aber solche Überlegungen geraten schnell in den Hintergrund, wenn Piotr Wiwczarek und seine Gesellen alsbald ordentlich losballern. "Go To Hell" hat alles, was man an der Band liebt und von ihr erwartet: einen schnellen Grundrhythmus, melodische Gitarrenlinien und Piotrs eigenartige Vocals, immer hart an der Grenze zur Parodie. Mit anderen Worten: eine riesige Portion Spaß.
Wem das übertriebene technische Gemetzel amerikanischer Genre-Kollegen auf die Nerven geht, der ist hier richtig. Death Metal der alten Schule haben die Polen immer gespielt und werden es vermutlich tun, bis sie die Band auflösen. "Armada Of Fire" variiert gekonnt das Tempo und glänzt mit einigen schnellen Soli. Das Riff von "Triumph Of Death" würde auch jeder Thrash-Band gut zu Gesichte stehen. "To the grave / to the grave / still marching on / to the grave / to the grave / you'll meet the human dead", röhrt Wiwczarek. Da kommt Freude auf, der geneigte Hörer weiß, was er an dieser Band hat. Die Band wiederum weiß, was der Hörer erwartet und bedient diese Hoffnungen gerne und mit Vergnügen.
"Hexenkessel" beginnt erneut thrashig, um dann den verdorrten Boden mit frischen Blastbeats zu düngen. Einmal quer durch die Rabatte walzt die Nummer, bietet einige Wendungen auf und sticht auf einem starken Album als eines der Highlights heraus.
"Abandon All Hope"? Mitnichten, denn es folgen weitere starke Songs aus einem Guss und ohne Ausfall. Zum Beispiel "The Eye Of The Abyss", das wieder mit düsteren Keyboads beginnt. Vermutlich wurde die menschliche Zivilisation soeben von einem Atomkrieg beendet und tote Engel fallen verbrannt vom Himmel. Wie schon beim Albumeinstieg wäre es keine schlechte Idee gewesen, diese Teile in einzelne Tracks auszulagern. Denn sie haben keine inhaltliche Verbindung zu den angeschlossenen Songs. Im Auge des Abgrunds findet man jedenfalls einen unheivoll vor sich hin knüppelnden Song mit gelungenen Harmonien.
Rotziger poltert "Light Reaper" daher, "The End" beeindruckt mit Piotrs charismatischer Erzählstimme. Zufrieden kann man Vader nur zu ihrem zehnten Album gratulieren und sagen: weiter so, von dieser Qualität nehmen wir gerne noch zehn Stück.
1 Kommentar
vader sind eigentlich immer gut.glaub, die können gar nicht schlecht.