laut.de-Kritik

Neuestes Pop-Desaster nach Milli Vanilli und Vanilla Ice.

Review von

Vanilla? Da klingelt's bei Musikinteressierten doch auf Anhieb. Vanilla Ice, Milli Vanilli und jetzt Vanilla Ninja. Die Pop-Verschwörung im Zeichen der 23 geht weiter und serviert uns nach den 80er Katastrophen das neueste Desaster im Zeichen der Orchideen-Schote. Die vier Ischen aus Estland sind bei Lichte betrachtet nämlich nichts weiter als ein geschickt in Szene gesetztes Girl-Grüppchen.

Und eines mit richtig schön doofen Songs obendrein. Das kommerziell zu verwertende Produkt statten die Songschreiber mit übelst eindimensionalen Liedern aus. Das sattsam bekannte "Tough Enough" ist da noch die hübscheste Spitze des stinkenden Müllhaufens. Im Titeltrack lamentiert Maarja mit herzerweichender Inbrunst, während im Hintergrund der ewig käsige und dominante Synthesizer dudelt. Zwischen all dem Effekt-Geballer bleibt den vier Damen leider nur etwa ein Quadratzentimeter Raum, um zu beweisen, dass sie etwas anderes sind, als vier kecke junge Frauen, die um der Kohle willen den Möchtegern-Rocker vorgaukeln.

Durchformatierte Background-Gesänge, schmierige Melodien und Texte nahe an der Debilitätsgrenze ergeben zusammen Schlager in englischer Sprache. Wer glaubt, dass die estnischen Tussis auch nur einen einzigen Ton von "Traces Of Sadness" selbst gespielt haben, sollte mal wieder beim Osterhasen und Weihnachtsmann vorbei schauen und mit ihnen diese Sachfrage erörtern. So schwachmatisch die Liedchen auch klingen, diejenigen, die da in Vertretung der Ninjas an den Instrumenten standen, haben ganze Arbeit geleistet.

"When the indians cry and the eagles die"

Wem es bei derart gelagerter Lyrik nicht die Socken auszieht, hat genügend Anlass, sich zu freuen. Der Stumpfsinn regiert fröhlich und mit eiserner Hand. "Heartless" ist da ein signifikantes Beispiel. Nicht nur beim Titel, sondern fast im kompletten Song winken im Hintergrund die Corrs mit dem "Breathless"-Zaunpfahl. Furchtbar.

Kurz darauf "Liar". Der gute alte Dumpfbacken-Synthie schaut wieder mal rein, führt die in Ansätzen böse klingenden Gitarrenriffs aber wieder flugs ins Teletubbie-Land. Der Gipfel der Blödheit lugt mit "Metal Queen" um die Ecke. Ein Text, den schlimmer nicht einmal Doro fabriziert hätte, alzheimert sich über ein Pop Metal-Feigenblatt der schlimmen Sorte. Vanilla Ninja: Zwar nicht so faszinierend blöde wie Vanilla Ice oder Milli Vanilli, aber für einen guten Lacher immer noch zu gebrauchen.

Trackliste

  1. 1. Tough Enough
  2. 2. Traces Of Sadness
  3. 3. Stay
  4. 4. When The Indians Cry
  5. 5. Don't Go Too Fast
  6. 6. Heartless
  7. 7. Liar
  8. 8. Don't You Realize
  9. 9. Wherever
  10. 10. Metal Queen
  11. 11. Looking For A Hero
  12. 12. Destroyed By You
  13. 13. Traces Of Sadness (Extended Version)
  14. 14. Heartless (Extended Version)

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