laut.de-Kritik
Der Frankfurter Technoclub kommt beinahe ins Greisenalter
Review von Daniel Straub15 Jahre Technoclub. Daß man dieses Jubiläum einmal würde feiern können, dachte wohl niemand, als der Technoclub 1985 seine Premiere feierte. Techno, das war damals vor allem elektronische Musik, wie sie Depeche Mode, Kraftwerk, Human League und die New Romantic-Bands spielten und in die Hitparaden brachten. Bis zum Techno unserer Tage sollte es noch ein wenig dauern.
In der Zwischenzeit war mit der Electronic Body Music (EBM) aus Belgien und Bands wie Front 242 eine härtere Tanzmusik in die Clubs gekommen. Aus Chicago und Detroit erhielt die deutsche Clubkultur ebenfalls wesentliche Impulse, bevor sie dann Ende der 80er Jahre eine kreative Eigendynamik entwickelte. Begleitet wurde die Entwicklung der Clubmusik mit dem Projekt Technoclub, das in verschiedenen Locations zu Hause war. Schließlich fand sie im Frankfurter Dorian Gray seine Heimat. Treibende Kraft der Clubabende war und ist Talla 2XLC, der heute zu den absoluten Größen der DJ-Szene gezählt werden darf.
Einen Einblick in die Kunst des DJing gibt Talla auf der ersten der beiden gemixten CDs mit meisterlicher Hand. Knapp zwanzig Jahre hinter Mischpult und Plattenspielern sind nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Doch wer Nostalgie erwartet hatte, wird enttäuscht. Denn Talla wendet den Blick in die Zukunft, statt in die Vergangenheit und entführt einen mit seinen vierzehn Stücken in die aktuelle Trancemusik. Bestechend ist vor allem der Flow der gesamten CD, die sich auf- und abbauenden Spannungsbögen. Warum Trance eine erstklassige Partymusik ist, scheint hier durch, auch wenn die CD immer nur die Konserve der Party bieten kann.
Eine Zeitreise veranstaltet DJ E.L.B. auf der zweiten Technoclub-CD. Fünfzehn Trance-Classics der letzten drei bis vier Jahre sind hier versammelt, sodaß die Klassiker aus der Trancehochphase um 1993 leider komplett fehlen. Nichtsdestotrotz fährt einem der Mix gut in die Beine und löst einen ungeahnten Bewegungsdrang aus. Vor allem Natural Born Grooves mit "Groovebird" und Sosa mit "The Wave" lassen einem nur zwei Möglichkeiten: tanzen oder autofahren.
Alle die Talla oder einen der zahlreichen internationalen Gast-DJs live hören möchten, haben dazu jeden Freitag Gelegenheit, wenn der Technoclub im Dorian Gray Station macht.
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