laut.de-Kritik
Dance Music mit unterschiedlicher Qualität: Hauptsache tanzbar!
Review von Michael SchuhWer schon donnerstags Samstag Abend-Feeling verspüren will, kann sich seit über einem halben Jahr in ausgewählten Städten wie Hamburg, Köln oder Berlin an sogenannten After Work Clubs erfreuen. Dort wird von 18-24 Uhr gerockt, gehiphopt, gejazzt und geswingt, auf dass sich die Geschlechter näherkommen und die Aktenkoffer zwangsläufig an der Garderobe bleiben.
Was dreht sich wohl in solchen Läden auf den Plattentellern, werden viele fragen, die nicht in der Nähe der wenigen Club-Metropolen wohnen. Die Antwort liefert vorliegende Doppel-CD, auch wenn der Hörer durch heimeliges Abspielen sicher keine neuen Leute kennen lernt.
Wie zu erwarten tummeln sich einige Chartsfeger (Stimmung!) unter den 37 Tracks, so z.B. die Speerspitze der debilen Euro-Dance-Bewegung, French Affair ("My Heart Goes Boom"), das Wamdue Project ("King Of My Castle") und natürlich der runzelige Partytiger Tom Jones ("Sex Bomb", was sonst?).
Geradezu quälend nehmen sich die unzähligen Vocal-House-Nummern aus, die einem spontan das Bild überparfümierter SelbstdarstellerInnen in südländischen Touri-Diskos aufdrängen. Interpretennamen wie Nerio's Dubwork, Soulsearcher oder Pascal Bongo Massive kennt man zwar kaum, deren soulige Dancepop-Verbrechen leider zur Genüge. Und Mousse T. ist mal wieder "Horny", wie wahrscheinlich alle, wenn sie solchen Sound ertragen müssen.
Dennoch sickert die Compilation nicht in seichte Softtechno-Gewässer ab. Erste Überraschung im Set: Deee-Lite mit "Groove Is In The Heart"; einer funky Dance-Nummer, die bereits 1990 mitreißender groovte als manch aktuelle Produktion. Aus dem selben Jahrgang stammt "Dub Be Good To Me" von Beats International und so langsam hat man den typischen After Work Club-Gänger glasklar vor Augen: "Mir gefällt alles, es muss nur tanzbar sein und gute Laune verbreiten".
So geschieht es, dass Qualität und Trash Hand in Hand durch die Songauswahl flanieren. Als Protagonisten des anspruchsvollen Dancefloors tun sich die Chartsstürmer von Moloko ("The Time Is Now", "Sing It Back") und Tab Two mit ihren jazzig relaxten Beats hervor. Wie sich jedoch die Downbeat-Götter Nightmares On Wax sowie Kruder & Dorfmeister in dieses Tohuwabohu verirrt haben, bleibt rätselhaft.
Alles in allem ein ausführlicher Einblick in eine After Work Club-Tracklist und da dieser Sampler rein auf den Fetencharakter abzielt, sind songspezifische Nörgeleien hier auch off-topic: tanzt die Charts und basta!
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