laut.de-Kritik

Allein schon für das dämliche "Nu" sollte man Fritz eins über die Mütze ziehen.

Review von

Radio Fritz geht nun in die dritte Runde "Berlin Macht Schule" und nennt das Ganze "Nu Rock & Nu Punk". Allein für die Stilkreationen mit dem dämlichen "Nu" sollte man ihnen schon eins über die Mütze ziehen. Da ist man so furchtbar stolz auf die eigenen Gewächse, straft sie aber sogleich wieder mit einem idiotisch amerikanisierten Begriff.

Die Berliner Bands machen ihre Sache nicht unbedingt besser als ihr Radiosender und beweisen, dass die Größe einer Stadt nicht gleichbedeutend mit der Eigenständigkeit ihrer Musik ist. Schon beim Erstling der Reihe wurde vielleicht etwas zu oft in Richtung Hamburger Schule geschielt, beim dritten Teil schaut man über den großen Teich und orientiert sich an den Größen des Punk- und Rock-Business.

Keine Band hat es geschafft, dass mir beim Anhören ihres Songs nicht sofort das amerikanische Pendant eingefallen ist. In Berlin wird kopiert was das Zeug hält: die Brainless Wankers gehen als 1:1-Kopie der Califronia-Fun-Punk Legenden The Vandals durch; bei De La Mendaz könnte Fred Durst singen; bei den etwas Ragga angehauchten Maladment ebenso; Solarez huldigen den Ur-Emo-Rockern von Quicksand, und Ransom klingen wie jede Band, die kurze Baggy-Pants und Nietengürtel trägt.

Berlin frönt gerne dem Mittelmaß. Devil Inside hardcoren mit türkischen Gesang ganz interessant, vom Hocker reißt die Sache aber nicht. Red Stoner Sun rocken, wie der Name schon vermuten lässt, nett auf der Stoner Rock-Schiene, aber leider Gottes gab es schon mal eine Band namens Kyuss, die den Jungs damals schon ordentlich gezeigt hat, wo der Hase läuft. Die Luftgitarre packt zu bei Electric Lizard, aber guter 70s Rock wurde in den Siebziger gemacht und reizt heutzutage nur kurz. Firemen reizen den Emo-Hype noch weiter aus und langweilen im Endeffekt nur, jede zweitklassige High-School-Punk Band kann da locker mithalten.

Rockmusik sollte den Hörer nicht kalt lassen und an ihm vorbei gehen, wie das hier leider zu oft der Fall ist. Die ganze Platte klingt zu sehr nach einem Newcomer-Wettbewerb ohne den großen Wurf. Die tausendste New Metal- und die zehntausendste Emo-Band sind wirklich nichts Besonderes. Alles klingt bekannt und verbraucht. Zwei Punkte gibt es nur für die eigentlich gute Idee, kleinen Bands eine Repräsentationsplattform zu geben. Hier ging das leider ordentlich schief. Auf Teil Vier der "Berlin Macht Schule"- Reihe kann ich getrost verzichten.

Trackliste

  1. 1. Beatsteaks - Summer
  2. 2. Deadline - 2 get (Riskin My Soul)
  3. 3. Brainless Wankers - Holiday From Happiness
  4. 4. Devil Inside - Augenblick
  5. 5. Sonbeam - This Symphony
  6. 6. bAr - Things Inside
  7. 7. Ransom - This Time The joke's On Me
  8. 8. De La Mad Menaz - Toreroman
  9. 9. Maladment - Khakis & Houseshoes
  10. 10. Ahead - Ain't It A Perfect Day
  11. 11. Skillshot - Hey Got Your Board
  12. 12. Solarez - Masterplan
  13. 13. Red Stoner Sun - Motion
  14. 14. Electric Lizard - Cut Me A Nice Li'l Wooden Crown
  15. 15. Hostile Youth - Jekyll & Hyde
  16. 16. Firemen - Superstar Boy
  17. 17. Sick Spawn - Premium Devil Deelight
  18. 18. Beat Olympic - Playground
  19. 19. Ojo Rojo - White Knuckle Ride
  20. 20. Zenzei - Turn

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