laut.de-Kritik
Chill-Out-Musik mit viel Komfort, aber wenig Klassik.
Review von Klaus HardtClassic Comfort ist der Versuch, elektronische Chill-Out-Musik mit Klassik zu verbinden. Das Label Edel verfügt über die Rechte einer großen Sammlung von Klassikaufnahmen. Diese stellte sie verschiedenen DJs und Produzenten von elektronischer Musik zu Verfügung, um davon samplen zu können. Edel bezeichnet dies selber als Experiment und stellt die Frage: "Funktioniert Debussy in der Chill-Out-Lounge?" Die Plattenfirma verweist auf die aktuelle Diskussion auf der Popkomm 2001 und im Prinz, ob "Meisterwerke der Klassik aus den Konzertsälen und Opernhäusern in die Club Culture zu integrieren" sind?
Die Veröffentlichung umfasst zwei CDs, von denen eine die Remixe enthält und die andere die Originale der alten Meister. Der Hörer bekommt so die Möglichkeit zu vergleichen, die neuen Tracks einzuordnen und zu beurteilen. Diese vom Label ermöglichte Transparenz ist äußerst lobenswert. Wer nun aber glaubt, die Elektromusik hätte noch irgendetwas mit Klassik oder vielleicht mit dem allgemeineren Oberbegriff E-Musik zu tun, liegt völlig falsch: Die Lieder schmeichelten Ohr und Seele. Zu hören ist normaler Trip Hop oder Downbeat.
Kurze Abschnitte einer oder zwei klassischer Stücke werden gesamplet als Loops wiederholt und noch diverse andere Sounds oder kleinere Melodien dazu gemischt. Das ist auch recht gut gelungen. Nur, wenn man zwei Akkorde oder einen Lauf aus einem Klavierkonzert samplet, entfernt sich das Bruchstücklein so weit vom Original in Richtung Banalität, dass ein Abschnitt aus irgendeinem Musical oder einer Operette als Vorlage völlig ausgereicht hätte. Andererseits sind bei einigen Samples typische Motive aus dem Original gewählt. Bei Nocturne No. 1 von Fred 2 Fred ist zum Beispiel leicht Chopin wiederzuerkennen. Doch durch die permanente und aufdringliche Wiederholung nutzen sich die entsprechenden Stellen schnell ab. Genau so bei Sunday Eclipse von Resort. Ein chromatischer Lauf von Liszt wiederholt sich wiederholt sich wiederholt sich wiederholt sich. Warum die DJs das reichhaltige Material nicht mehr nutzten, bleibt ihr Geheimnis.
Besonders gelungen ist Semperoper von Semper14 mit Fragmenten aus "Claire de Lune" von Debussy. Zwar könnte auch hier noch mehr variiert werden, aber die ergänzten Sounds unterstreichen die Stimmung des Originals. Sehr gut ist auch die Bearbeitung von Mozarts Requiem von Sonorous. Der abwechslungsreiche Track transportiert die mystische Stimmung und unterstützt sie mit vielen Synthiesounds.
Trotz der geäußerten Kritik muss allen Produzenten zugestanden werden, mit Überlegung, Fantasie und Einfühlungsvermögen die Bearbeitungen vorgenommen zu haben. Dabei sind ruhige, teilweise interessante Elektrosongs entstanden, die sich vor allem als Hintergrundmusik eignen.
Noch keine Kommentare