laut.de-Kritik
Auch südlich des Weißwurstäquators gibt es Grunge und Hip Hop
Review von Stefan FriedrichDer Zündfunk des Bayrischen Rundfunks ist einer der wenigen Lichtblicke in der deutschen Radiolandschaft. Seit 26 Jahren wird hier ein Radioprogramm abseits der Britneys dieser Welt gemacht. Letztes Jahr gab es zum 25. Jubiläum erstmals einen Sampler, dieses Jahr folgt der zweite Teil mit dem Titel "Unter unserem Himmel 2". Der Schwerpunkt liegt - wie auch bei Teil 1 - auf Bands, die südlich des Weißwurstäquators beheimatet sind. Musikrichtung bzw. Stil sind dabei zweitrangig und da liegt auch die Crux bei dieser Compilation: Das Spektrum reicht von elektronischen Sachen über Hip Hop und Rock bis hin zu Jazz. Andererseits sind die meisten Stücke unverschämt gut, insofern geht die Fülle von Stilen in Ordnung.
Den Anfang macht Martin Gretschmann - alias Console - mit seiner Version von Tocotronics "Freiburg". Allein dieses Stück lohnt schon fast die Anschaffung der gesamten CD, denn was Console aus diesem Song der Tocos macht, ist wirklich grandios. Weiter geht es mit den Müncher Ultraschall-DJs Dakar & Grinser, die mit "Take me naked" auf der ganzen Linie überzeugen können. Der folgende Hip Hop-Teil geht zwar in Ordnung, allerdings merkt man ganz deutlich, dass das Epizentrum derzeit in Hamburg liegt und München etwas hinterherhinkt. Beanfield und das Trüby Trio mit seinen Latino-Beats aus Freiburg sind dagegen wieder ganz vorne dabei.
Der zweite Teil der CD beginnt mit den Sportfreunden Stiller. Ihrem Hans Rosenthal-Song "Spitze" kann ich allerdings nicht viel abgewinnen, im Gegenteil, die Samples aus der Show nerven doch ziemlich. Ganz anders danach Pelzig. Deren Song "Temper" erinnert mich an Mudhoney am Anfang der 90er. Grunge aus Ingolstadt! Slut klingen mit "It was easier" nicht mehr wie eine Notwist-Kopie, sondern bewegen sich in deutlich poppigeren Gefilden. Auch die 70er Disko-Fraktion kommt nicht zu kurz. Eingeläutet wird die Runde mit einem Remix von Miles' "Perfect World". Queen of Japan hauen mit ihrem "Cool Cat" in eine ähnliche Kerbe.
Zum Schluss kommt die Mannschaft des Weilheim-Hausmusik-Labels dran. Mit Lali Punas "Fast Forward" und Iso 68s "Isoloop 117" sind zwei Stücke aus dem schier unerschöpflichen bayerischen Label-Pool enthalten, die wirklich bestechend schön sind. Dazwischen noch "Yolanda" vom Tied + Tickled Trio, bei dem ich der Label-Info nur recht geben kann: "Wer bisher noch keine Jazz-Platten gekauft hat..., seit dem Tied + Tickled Trio gibt es keine Ausreden mehr."
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