laut.de-Kritik
Deutsche Stars machen sich im Kinderzimmer breit.
Review von Kai ButterweckNach dem bahnbrechenden Erfolg des ersten "Giraffenaffen"-Albums aus dem Jahr 2012 war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann die Verantwortlichen mit einem Nachschlag um die Ecke kommen. Keine zwölf Monate später ist schon so weit. Natürlich wurde das Grundkonzept beibehalten: Stars und Sternchen der hiesigen Musiklandschaft vertonen traditionelle Kinderlieder.
Diesmal mit dabei: Jupiter Jones, Isabell Schmidt, Max Raabe, Slime, In Extremo, Heinz Rudolf Kunze und, und, und. Sie alle erinnern sich an lang zurückliegende Lego-Zeiten, in denen Balu der Bär ("Probiers Mal Mit Gemütlichkeit"), asiatische Supertalente ("Drei Chinesen Mit Dem Kontrabass") und rätselhafte Hagebutten ("Ein Männlein Steht Im Walde") den Alltag bestimmten.
Aber Vorsicht, liebe Eltern: Wie schon auf dem "Debütalbum" eignet sich auch auf dem zweiten Streich nicht jede Neuinterpretation für die Beschallung eines Kindergeburtstags; denn wenn die Alt-Punks von Slime ihre Marshall-Amps anwerfen und zu mehr Selbstbewusstsein aufrufen ("Trau Dich"), oder die Mittelalter-Recken von In Extremo den kaukasischen Winter mit Opulenz und Bombast begrüßen ("Herr Winter Stammt Vom Kaukasus"), dann dürfte dem einen oder anderen Dreikäsehoch schon die Flatter gehen.
Der Großteil des Gebotenen kommt allerdings kindgerecht daher. So schunkeln Jupiter Jones zusammen mit Mogli und Co um die Wette ("Probiers Mal Mit Gemütlichkeit"), während Revolverheld im Hühnerstall für fluffige Pop-Rock-Stimmung sorgen ("Die Alte Hühnermutter").
Leichte Kost überwiegt natürlich. Doch hin und wieder kratzen die Beteiligten auch unter der Oberfläche. Das klappt mal gut, mal weniger gut. So verdient sich beispielsweise die Ex-Glashaus-Frontfrau Cassandra Steen eine Extraportion Schlagsahne für ihren bunten Eisbecher. Mit viel Gefühl und emotionsgeladenem Sphären-Sound im Background führt die Sängerin die Kika-Generation auf sicheren Pfaden durch die Dunkelheit ("Ich Geh Mit Meiner Laterne").
Auch Heinz Rudolf Kunze entfernt sich bewusst vom Feelgood-Klangbild der Allgemeinheit und mimt stattdessen den mystisch säuselnden Müller mit der Blues-Fender im Arm ("Es Klappert Die Mühle Am Rauschenden Bach"). Dass seine Handwerks-Ode in Kinderzimmern voller Astronauten, Feuerwehr und Fußball-Zeichnungen neue Berufswünsche generriert, darf jedoch bezweifelt werden.
Wesentlich überzeugender präsentiert sich da schon Max Raabe mitsamt Orchester, der den drei kleinen Schweinchen mit altbewährten 20er-Jahre-Vibes zur Seite steht ("Wer Hat Angst Vor Dem Bösen Wolf"). Am Ende knipst Jazz-Virtuose Wolfgang Haffner das Licht aus und verabschiedet große und kleine Hörer mit sanftem Synthie-Jazz ins Land der Träume. Na denn: Gute Nacht.
3 Kommentare
Ach haben es die lieben Kleinen heute gut. Zu meiner Schulzeit gab es stattdessen Vader Abraham und quakende Schlümpfe. :x
Die sind mir lieber als Revolverheld oder Onkel Kunze. Jetzt habe ich Lust auf einen Eisbecher. Na danke, Herr Butterweck.
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