laut.de-Kritik
Hier kommt die Mutter aller Monsteralben.
Review von Mathias MöllerVergesst alles, was bis jetzt als "Monsteralbum" bezeichnet wurde. Denn diese Compilation positioniert sich als Mutter aller Monster. Go-Kart Records, das kleine feine New Yorker Punklabel, Zuhause von Anti-Flag und den Buzzcocks, serviert einen Sampler, gehaltvoller als Schwarzwälder Kirschtorte. Der Vorteil des MP3-Formats ist bekanntlich, dass es Musik extrem komprimiert, und somit viel, viel Musik auf einen Silberling passt. Auf "Go-Kart MP300 Raceway" sind es, der Titel verrät das Beste zu Anfang, 300 Tracks (!) auf 2 CDs. Punkrock galore! Mehr galore geht gar nicht!
Beim Einlegen in den PC entfaltet das Ding seine volle Wirkung. Auf dem Bildschirm erscheint eine Oberfläche, von der aus die Tracks angewählt werden können, dazu kann der Interessierte zum Teil sehr ausführliche Bandbiographien zu (fast) jeder der 150 vertretenen Bands lesen, plus eine Angabe, von welchem Album der grade zu hörende Song stammt. Bei den Stücken auf dem MP300-Album handelt es sich um ausschließlich schon vorhandene Stücke. Weiterhin gibt es Links zu Labels und Bandhomepages.
Doch wie bei allem was neu ist, gibt es auch hier einige Kinderkrankheiten. So kann man die Stücke am PC nicht vor- oder zurückspulen, eine Lautstärkenregelung und eine Zeitanzeige ist auch nicht vorhanden, die Infos und vor allem die Tracklists scrollen sehr langsam. Außerdem erscheint MP300 Full Screen, so dass man nix nebenher am Computer machen kann.
Musikalisch ist der Raceway ein Auf und Ab wie der Formel-Eins-Kurs in Adelaide. Bei 150 Bands bleibt es allerdings auch nicht aus, dass ein paar Lowlights dabei sind. Allerdings gibt es auch viel Gelegenheit, Neues zu entdecken. Einige große Namen der Szene sind auch vertreten, und die gleichen die schlechten Stücke locker wieder aus. So kann sich der Hörer an Tracks von den Bouncing Souls, Dag Nasty, Good Riddance, den Hard Ons, Last Days Of April laben. Die Satanic Surfers punk'n'rollen so feist nach vorne, dass einem die Ohren schlackern, die Hardcore-Opas von Sick Of It All beweisen wieder mal, dass sie längst noch nicht reif für's Altenteil sind. Von den beiden Snuff-Stücken taugt leider nur "The Other Half Of You", die alten Stücke der Working-Class-Briten waren einfach besser. The Movielife vertreten beispielhaft die Emocore-Sparte, und The Vandals sind mit einem strangen "0233 Remix" von Kung Fu-Meistermischer Shingo am Start. Mit den fränkischen Robocrop Kraus ist sogar eine deutsche Band unter den 150 Illustren vertreten. Sie bieten ihr wunderbar elektro-punkiges "Fashion" dar, The Faint meets Robert Smith in Reinform.
Aber egal ob die Tracks auf dem Megaalbum nun mehrheitlich Neues oder Altes Material, High- oder Lowlights sind, die neue Form macht das Album interessant und herausragend, von Preis-Leistungs-Verhältnis ganz zu schweigen. Der Long-Longplayer wandert in den USA für schlappe 10 Dollar über den Ladentisch. Wer den Sampler im Plattenladen seines Vertrauens nicht findet, der kann ihn hierzulande über Cargo-Records beziehen.
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