laut.de-Kritik
Von Olli Banjo über Nico Suave bis zu Fiva MC.
Review von Stefan JohannesbergDie Hip Hop-Kultur braucht mehr Ärzte, Anwälte und Ähnliches, um sich weiter zu entwickeln, schrieb Mixery Raw Deluxe-Moderator und Juice-Kolumnist Falk in seiner letzten Kolumne. Hier sind zwar (noch) keine Doktoren am Werk, aber die Wessie-Headz machen Business auf hohem Niveau. Vor sechs Jahren riefen fünf junge Leute die Radiosendung HipHopCulture auf RheinWelle 92,5 ins Leben, vor vier Jahren erweiterten sie mit hiphopculture.de ihr Einzugsgebiet, im Frühjahr 2003 gründeten sie das HHC Entertainment-Label, und elf Monate später steht der erste Sampler im eigenen Onlineshop und jedem gut sortierten Plattenladen des Rhein-Main-Gebiet.
HipHopCulture schicken auf "Flavourites" exklusive Tracks lokaler, nationaler und von einem New Yorker Underground-Künstler ins Rennen. Doch auch für das ambitionierte Projekt gilt: Es ist nicht alles 'schwarzes Gold', was glänzt. Vielversprechende Ansätze können sie alle vorweisen, reinstes 'Flava In Ya Ear' wie Craig Mack bieten aber nur die Stargäste Olli Banjo und Nico Suave sowie die Wiesbadener Sieben-Crew.
Olli flowt auf "Meine Generation" originell und gut wie immer, während Produzenten-Buddie Roman seine typisch knurrend gluckernden Synthies von der Leine lässt. Derweil feiert Nico 'Smooth Operator' Suave auf "Memories" ein gelungenes Comeback. Zusammen mit dem Bremer Westkurve-Homie Maju Biese rappt er laid back wie gewohnt über einen melancholischen Pete Rock-Beat, der mit trendigem Vocal-Pitch im Refrain an die New School anknüpft.
Die Bronzemedaille sicherte sich Sieben - die beste Rap-Crew, die keiner kennt. Die Jungs knüpfen auf ihrem "Zeigefinger"-Remix an ihre Curse-Produktionen für dessen "Innere Sicherheit" an. Brüchige Bass- und Snaredrums stoßen auf eine Geige, die fernab der handelsüblichen Violinen-Loops fiedelt. Im Hook wechseln sich Cuts von Jay-Z und Nas kongenial ab, während Emcee Treyer mit deepen, persönlichen Gedanken auf höchsten Niveau kommt.
Den undankbaren vierten Platz belegt die sympathische Fiva MCs. Auf "Ich Bin" kehrt sie ihr Innerstes nach außen wie Kollege Curse und demonstriert Stärke, indem sie Schwächen eingesteht. Einzig Shukos altbackener Drumsound stört die melancholischen Genuss. Da nützt auch die coole Flöte nichts. Doch beim Thema "altbackene Drums" ist der gute Shuko auf dieser Compilation leider nicht alleine.
Die K'Rings Brothers, Sir Max, Cabser und Friderico, machen auf "Für Was" mit traurig schönen Streichern, einem Ragga-Refrain und einem intelligenten Text über Freunde, Schicksal und Struggle alles richtig - bis auf die abgenutzten DJ Premier-Drums eben. Ebenfalls zu sehr im Eastcoast-Sound der 90er verwurzelt langweilen die THM Squad im "Bravo Delta Tango" und die "Uppercuts"-DJ-Action von DJ KMK and DJ Biz.
Beat-mäßig zwar im grünen Bereich, schleichen sich beim Rest eher kleinere Fehler am Mic ein. Die Styles von Zugga und Eisblume kommen alles andere als "Fresh", die Hamburger JMO und DMX-Verschnitt Haak MC kränkeln trotz Sleepwalkers Breitwand-Synthies kranken an der Belanglosigkeit der zweiten Hamburger Hip Hop-Liga. Local-Rapper Mad Mic gesellt sich mit "Hebt die Hände, wenn ihr für den Frieden seid" gleich dazu.
Doch zu viel gemäkelt. Zum Schluss seien noch drei Artists erwähnt, die vielleicht (noch) nicht in die Top Drei vorstoßen können, aber durchgehend tighte Songs abliefern. Mr. Marius rappt in Double-Time über einen völlig abgedreht hektischen Beat, der urplötzlich 20er Jahre-Schlagersamples fährt. Veteran und Brothers Keeper Ebony Prince battelt sich auf einem Minimalismusgerüst mit Wack-Emcees gewohnt gut. Den Schlusspunkt setzt die Amis von Doujah Raze mit dem düsteren "These Questions". Nettes Teil, mit Snippets auf der HipHopCulture-Site.
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