laut.de-Kritik
Kann ein Club auf einer CD sein? Leider nicht.
Review von"Der Pudel-Style is Renommee, des is Geschichte, Renommee und Geschichte zugleich; der Pudel-Style ist Inszination, des is inszeniert eifach, vom Klohäusl bis zum Tresen, alles inszeniert, des is' super, is' des, ja? Und des wollmer mal feschthalt'n. Und dann sing'mer a Hymne auf'n Pudel" Tun wir das!
Im Sommer ist die Treppe vor dem Pudelclub einer der beliebtesten Plätze in Hamburg für die ersten Biere des Abends. Wenn die Sonne rot hinter dem Blohm & Voss-Trockendock untergeht, sitzt alles voll buntem Partyvolk. Möwen kreischen, der Fettdunst eines Holzkohlengrills treibt in der lauen Brise über die Menge; aus dem windschiefen fensterlosen Häuschen, das mal "Golden Pudel Club", dann "Karmer's Tanzcafé" oder auch mal "Dr. Helmut Kohl" heißt, wummern Bässe einer nicht definierbaren Musik heraus.
Später gehen dann viele der Anwesenden in den Club hinein und trinken weiter (Astra und Heineken 3,50). Auf einer Bühne, so groß wie zwei, drei Couchtische, stehen Semiprominente und beschallen das großteils hornbebrillte und ebenfalls semiprominente Publikum mit feinsten Klängen von Platte, Gitarre oder Beatbox. Alle kennen sich irgendwie, wenn nicht vom Sehen, dann aus dem Fernsehen, und der Club wird zum Wohnzimmer.
Kann man sowas auf einer CD abbilden?
L'age d'or hat es versucht.
Anfang 2001 gab es eine kleine Pudelclub-Tournee durch verschiedene Städte, bei der neben den Clubinhabern Schorsch Kamerun und Rocko Schamoni auch Dr. Norbert Karl, Sylvesterboy, Jacques Palminger, Erobique, Justus Köhncke (von Whirlpool Prod.) und Gäste auftraten (es wird u.a. von Slash's Snakepit und den Chicks on Speed gemunkelt). Und jetzt gibt es die CD zur Tour.
Es sind meist elektroniklastige experimentelle Popsongs; Ausnahmen sind Superpunk mit einem Schrammelrock, der an die frühen Kinks erinnert, die Aeronauten bringen einen Sound, der in frühe Brigitte-Bardot-Filme passen könnte
Kommen wir zu des Pudels Kern:
Eine CD ist nicht live, mein Wohnzimmer ist kein Club. Den Pudel kann man nicht zuhause erleben, der Versuch muss als gescheitert gelten. Trotzdem keine schlechte Platte.
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