laut.de-Kritik

Zum dritten Mal: Schrammel' dir einen!

Review von

Pitti Platsch, zum dritten: wieder ist der Sampler-Untertitel "Master Of Pop Pets" ein kleines Grinsen wert, gerade weil er nicht so offensichtlich daher kommt, wie beim letzten Mal "For Those About To Pop". Statt Metallica und AC/DC bewegt sich das Rock-Verständnis der Labelmenschen dagegen nach wie vor eher in Richtung Lemonheads. Stichwort: Schrammel' dir einen.

So klampft Jens Schärdel etwas lustlos vor sich hin, während Mobilés lupenreiner Indie Pop mit zart dosierten Verzerrer-Parts stellvertretend für viele nette Songs auf dem Sampler ist, der aber durchaus auch richtig fette Anspieltipps featuret. Bei einer Nabelschau von 22 Songs geht es ja ohnehin nur darum, die richtigen Songs fürs sommerliche Autotape auszuwählen (sofern man ein Auto hat, stimmt's Friedrich?).

Auf meines kommt da zunächst die zehnsekündige Begrüßung des Turin Brakes-Sängers, denn "Pitti Platsch 3000" hört sich lustig an, wenn's ein Engländer ausspricht. Gleich danach kommt der Beitrag von Jenny Lund dran, die mit "Feels Good (Don't Know If I Feel Better)" leicht verschrobene Pop-Melancholie verbreiten.

Die Herztechnik operiert mit "Mangos" dagegen am offenen Elektroherz, aber durchaus feinfühlig und narkosefrei. Achtung: Electroserge ist gar kein Electro, vielmehr wieder Indie-Rock, dafür sind Uwik tatsächlich die Stereolab aus Oldenburg, Kompliment, auch dafür, dass sie den Vergleich höchstselbst herauf beschworen haben, heißt ihr Songbeitrag doch "Ask Stereolab".

Der Weirdo-Pokal geht jedoch mit Auszeichnung an Wendy, James & Stewart, die sich mit "Poison" doch tatsächlich an einem waschechten Alice Cooper-Track (For those about to ROCK!) heran gewagt haben. Umgesetzt mit ranzigen Orgelsounds auf geschätzten 10 bmp und sanftem Frauengesang offenbart der Klassiker erst so richtig Hitcharakter. Wahnsinn!

Ja, einmal A&R spielen macht Spaß, vor allem, wenn man das Zeug nur anhören und nicht verkaufen muss. Vielleicht hätten die Woog Riots ja eine Zukunft, kann ich schwer sagen, ihr "Mrs. Pharmacist" ist jedenfalls kein Fall-Cover und trotzdem geil. Irgendwie sind auch Die Zofen lustig, wobei ich mir sicher bin, dass der Fun-Text von "405 (Du bist so dumm wie ein Stück Brot)" keine allzu lange Halbwertszeit besitzt. Merken sollte man sich aber den Namen Jacob Brass, der anscheinend erst blutjunge 17 ist (liebe Labels!): Sein sympathischer Folksong heißt "Abbey Road" und verrät damit auch schon manch einschlagende Vorbilder.

Den bunten Reigen beenden Fonda mit "Es gibt keine Straßenfußballer mehr", gewidmet Klaus Toppmöller. Das klingt natürlich ganz übel, doch die positive Überraschung folgt auf dem rechten Fuß: nicht verworren wie die Hamburger Hintermannschaft, sondern ruhig und bedacht nehmen Fonda ihr Ziel ins Visier. Auf Gesang verzichten sie dabei, huldigen lieber The Cure und bringen somit das Runde sicher ins Eckige. Was will man mehr?

Trackliste

  1. 1. A big hello
  2. 2. Jens Schärdel - Na Na (Na Na Na)
  3. 3. Mobilé - Sie Produzieren Uns
  4. 4. Jenny Lund - Feels Good (Don't Know If I Feel Better)
  5. 5. Katzenkrieg - Unser Ego (eine Mauer)
  6. 6. Twist - Marvellous Honest
  7. 7. Clipper - Nähe Is King
  8. 8. Herztechnik - Mangos
  9. 9. Electroserge - So You Are Sad
  10. 10. The Various Malayan Trees - Never Do I Want To Be Away From You
  11. 11. Uwik - Ask Stereolab
  12. 12. Na Sabine, wie sieht's aus in München?! - Du Verlässt Mich Nie Wieder
  13. 13. Katze - People Jumping (From Skyscrapers)
  14. 14. Wendy, James & Stewart - Poison
  15. 15. Coupé Royal - Joshua
  16. 16. Woog Riots - Mrs Pharmacist
  17. 17. Die Zofen - 405 (Du bist so dumm wie ein Stück Brot)
  18. 18. Anorak DS - In einem Ostseebad
  19. 19. Petsch Moser - Hinter Glas
  20. 20. Jacob Brass - Abbey Road
  21. 21. Rain River Ocean - Polariod Photographs
  22. 22. Frances Mckee - Childish Memories
  23. 23. Fonoda - Es gibt keine Straßenfußballer mehr (für K. Toppmöller)

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