Various Artists - " Popshopping"

"Mal weghören, jetzt kommt Werbung!" Mit diesen bedeutungsschwangeren Worten startet ein Sampler durch, wie er in dieser Form in Deutschland wohl noch nie die Welt erblickt hat. Sage und schreibe 27 Werbesongs aus den Jahren 1960 - 1975 tummeln sich hier munter und lustig auf CD. Den besonderen Reiz dieser Platte kann man wohl nachvollziehen, wenn man mit den Segnungen aus der damaligen Ära zumindest etwas vertraut ist.

Ihr kennt sicher diese Filmchen, in denen leicht bekleidete Bikini-Schönheiten zu Shoowaddiwaddi-Mucke hinternwackelnd am Strand entlang hoppeln. Bunt, grell, gut gelaunt und groovy galore, das waren die 70er und genau so ist auch "Popshopping" geraten. Ganz egal, ob Mon Cheri (damals noch ohne die nervige Claudia Bertani), Moulinex (Muuuuuliiiiiiinexxxxx), Ford Taunus oder Arbeitsschutzhinweise in "Arbeit '70", die Musik, die zur Untermalung all der tollen Dinge komponiert wurde, ist ohne Zweifel State Of The Art für diese Zeit und super-sexy-swingy.

Ich konnte mir zwar diverse Lachkrämpfe wegen der Texte nicht verkneifen, aber was soll's, wenn man als Ausgleich dafür wehmütig zurück blicken kann und todtraurig ein paar Krokodilstränen vergießt, denn damals gab es noch einen Sommer, da hieß das Eis noch "Brauner Bär", da war Raider noch nicht zum Twix mutiert. Der Opel Rekord 1900 der Eltern ließ genügend Platz auf dem Rücksitz, um mit dem Bruder Fußball spielen zu können, und überhaupt, wer braucht schon Sensodyne Sensitive, wenn Blendi sowieso besser schmeckte und man sich am liebsten gleich die ganze Tube in den Hals pressen wollte, ehe die Mutter dazwischen kam und das übliche "spinnst Du?" kam. (Ajona war mir immer zu scharf)

Ja ja, schön war die Zeit, in der man Punkt 19 Uhr vom Sandmännchen in den Schlaf verabschiedet wurde. Da kann man, als einer, der das noch erleben durfte, den Kinners der 80ern und 90ern nur ein herzhaftes "Ätsch" zurufen. Mein Gott, jetzt hör ich mich schon an, wie son quengelnder Oppa. Ok, dann lass ich mal das Schwärmen für heute sein, aber ich zieh mir jetzt trotzdem kein Hansa-Pils rein, weil das schon damals eine ätzende Hopfenblüten-Plörre war.