laut.de-Kritik
"Zucker zaubert!"
Review von Alexander CordasDie Idee ist ja nicht mehr ganz so taufrisch. Werbesongs auf CD gibt es schon einige und warum sollte man vorliegender Compilation nun den Vorzug vor anderen geben, falls einen das Thema überhaupt interessiert. Nun, einfach deswegen, weil hier ein Silberling an den Start geht, der mit Werbespots aus den 50ern und 60ern aufwarten kann. Und der nicht nur für humoristisch bedingte Krampfanfälle sorgt, sondern auch als äußerst interessantes Zeitdokumentangesehen werden kann. Wer also einen DVD-Player sein eigen nennen kann, sollte sich glücklich schätzen.
Die Audio-CD ist eher weniger interessant. Sie bietet so manchen Knaller, den man aus Funk und Fernsehen kennt. Wer sich für diese Songs interessiert, wird sie wahrscheinlich sowieso schon irgendwo auf Tonträger haben, oder ihrer überdrüssig sein. "A Little Less Conversation" hat sich durchgenudelt und auch "Bohemian Like You" lockt den Kater nicht wirklich hinterm Ofen hervor. Zu dem gesellen sich akustische Verkaufsuntermalungen, über deren Qualität man getrost streiten kann. Bleibt die DVD. Was diese birgt, kann unter Umständen dazu führen, dass einem der Arsch explodiert. Was damals von Werbung verlangt und welche Botschaften transportiert wurden, kann man des öfteren im Kuriosenkabinett verorten. Ob Sunil, Zucker, die gemeine Milch, der zehnmillionste VW-Käfer oder das brillant-geniale 6-Hemd, man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Die Frau, die muffelt, bekommt dann dank des Bac-Stiftes doch noch einen Mann, und wer mehr Zucker isst, wird nicht etwa dick, sondern nimmt im Gegenteil noch ab (O-Ton: "Zucker zaubert"). Afri Cola schießt dabei jedoch den allergrößten Vogel-Greif ab. Untermalt von unerträglichen Psychedelic-Klängen kolportiert der Spot der Plörre den damaligen Zeitgeist. Mit plakativen Sprüchen über freie Liebe, unverheiratete Paare (O-Ton: "ob verheiratet oder nicht, ist nicht mehr die Frage") und die "neue Männerfreiheit" sollten den Jugendlichen die Vorteile einer Afri-Cola näher gebracht werden. Wer das gesehen hat, wundert sich über hängen gebliebene Acid-Junkies nicht mehr so sehr. Dr. Theo Breidenbach führt in bester Onkel Dittmeyer-Manier durch das Programm, was den Unterhaltungsfaktor erhöht und die 40-minütige Zeitreise zu einer äußerst unterhaltsamen Angelegenheit macht.
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