laut.de-Kritik
Starke Stücke mit beruhigender Wirkung: so muss Chill Out sein.
Review vonIn sanftem Blau tritt die fünfte Ausgabe des Samplers für beruhigende und besänftigende Musik leise heran. Vertreten sind einige allseits bekannte Künstler und Formationen wie Moby, Faithless, Gare du Nord und Mo' Horizons. Hinzu kommen viele Stücke, die aus Trailern und der Werbung vertraut erscheinen, es ist manchmal ein beinahe gesellschaftsbelustigendes Raten, woher so manche Melodie bekannt ist.
Selbstredend können die insgesamt 27 Stücke nicht nur nach einer bewegten Nacht als morgendliches Comin' down verwendet werden, sondern auch nach einem stressigen Arbeitstag, dem Streit um Drei, der Qual eines Fitnesstrainers oder als Uli Wickert-Wunschersatz für eine "geruhsame Nacht".
Angenehm plätschert ein Lied nach dem anderen dahin. Und wäre dies bei anderen Scheiben ein Grund für einen eisenharten und kategorischen Verriss, ist dies hier ein zwingendes Muss. Tabus für den Chillout: Aufregung, Dramatik, Aufdrängung. Dass dabei schon Mal ein Auge zufällt: bombastisch; dass so ziemlich jedes Lied vergessen ist: purer Luxus.
Kurz gesagt: Dieser Sampler mit insgesamt 122 Minuten dahin säuselnder Musik ist gelungen. Stücke wie "Online" (De Phazz), "Foto Viva" (Mo’ Horizons), "Ocean Jive" (Sven van Hees), "Evergreen" (Faithless) oder "Awakening" (Airlock) sind beinahe feenhaft erwählt. Hinzu kommt ein ausgefeilter Genre- und Generationen-Querschnitt. Unterschiedliche Stile ergänzen sich mit meist harmonischen Übergängen. Selbst die gute Nana Mouskouri aus dem Jahre 1962 oder Bobby Hebb von 1964 fügen sich edel ein.
Eines bleibt mir jedoch ein Rätsel. Warum diese beiden Anfangsstücke von Craig Armstrong und Apollo Four Forty? Nicht nur, dass sie alles andere als beruhigend wirken und auf diesem Sampler überhaupt keinen Raum erhalten dürften – sie können in ihrer Wertlosigkeit sogar ein vortrefflicher Grund sein, nach dem ersten Stück einen richtigen Wutausbruch zu bekommen. Vielleicht ist dies ja die Lösung: Erst den Hörer erschrecken, um ihn dann anschließend aufs Herrlichste einzulullen.
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