laut.de-Kritik
Hardcore Takes The Rap.
Review von Stefan Johannesberg"It's More Than Music", haben sich die beiden Jugend- und Subkulturen Hardcore und Hip Hop unabhängig voneinander auf ihre Fahnen geschrieben. Das von Notorious BIGs "Ready To Die" inspirierte Coverartwork und der Untertitel "Hardcore Takes The Rap" deuten die Richtung des Samplers "Too Legit For The Pit" bereits an: zwölf hoffnungsvolle Hardcore-Bands lenken hier jene geistige Verwandtschaft in musikalische Bahnen. Als Ausgangspunkt dienen den Nachwuchs-Combos Klassiker aus dem (Rapper-)toire der Achtziger und Neunziger, die sie im Gitarrengewand mal derbe, mal groovy interpretieren.
Doch der Reihe nach. Stretch Arm Strong, u.a. auch der Name eines bekannten New Yorker Radio-DJs, eröffnen mit ihrer Version von N.W.A.'s "Express Yourself" den harten Reigen. Die fünf Jungs aus South Carolina zeigen den Raiders-Mützen im Nu Metal-lastigen Sum 41-Style, wo Bartel den Groove holt. Deutlich aggressiver und tonnenschwer wie ein Highway-Truck walzen sich dagegen Caniria durch die Rap-Legenden von Compton. Ihre Interpretation von Dr. Dres "Deep Cover" erinnert dank Shouter Carley Comas Everlast Flow an House Of Pain zu "Same As It Ever Was"-Zeiten.
Richtig derbe aufs Maul bekommt man bei den nächsten beiden Tracks. Während Throwdown die Sex-Hymne "Baby Got Back" von Sir-Mix-A-Lot mit Fear Factory-Thrash ad absurdum führen, prügeln sich Hoods in Straight Edge-Manier durch LL Cool Js Kampfansage "Mama Said Knock You Out". Ähnlichkeiten mit den Originalen sind rein zufällig.
So furios wie das Album beginnt, so stark lässt es ab Lied fünf auch nach. The Movielife beleben Public Enemys "I Can't Do Nuttin' For Ya Man" funky, aber drucklos wieder, E-Town Concrete spielen den "The World Is Yours"-Loop von Nas auf der Gitarre nach, und Clocked scheitern wegen Lahmarschigkeit an Ice-Ts Gangsta-Hymne "New Jack Hustler". Auch der Gorilla Biscuits-Sound bei Digital Undergrounds "The Humpty Dance" und das eng am Original gehaltene, schlecht produzierte Schooly D-Cover "P.S.K.! What Does It Mean?" kann man getrost unter gut gemeint, schlecht ausgeführt abhaken.
Im Endeffekt offenbart sich auf "Too Legit For The Pit" das Dilema, in dem Hardcore seit Mitte der Neunziger steckt. Im Gegensatz zum Hip Hop, der auch in der Musik immer wieder neue Ausdrucksformen findet, fällt es den Bands trotz Straight Edge, Nu Metal, Melodic-Core usw. schwer, die limitierten Genre-Grenzen zu überwinden oder zu erweiten. Gute Songs ja, Innovationen eher nicht.
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