laut.de-Kritik
Da bohr' ich mir lieber ein Loch ins Knie.
Review von Alexander CordasTelenovela. Ich bekomme schon Pickel, wenn ich dieses Wort nur lesen muss. Sämtliche Soaps in einen Sack und ab damit in den nächsten Baggertümpel. Es ist nicht unbedingt die beschissene Schauspielerei, die mich an solchen unendlich andauernden Serienproduktionen stört. Nein, mit einem Hang zum Trash kann man auch dem zahnbespangten Vollpfosten Lisa aus Göberitz (wie kommt man eigentlich auf so einen bescheuerten Namen?) noch etwas abgewinnen.
Warum solche Mammut-Serien wirklich nerven? Es ist das mediale Tschingderassabumm, das damit einher geht. Verliebt in Berlin - unter Insidern natürlich ViB genannt - geistert in jeder nur denkbar dümmlichen Version durchs Netz, TV und inklusive eigenem ViB-Printmagazin. Jetzt gibt es zum zweiten Mal einen musikalischen Einlauf, der sich mal wieder so was von gewaschen hat.
Mit knapp 80 Minuten Spielzeit und 20 Songs ist die Romantissimus-Packung bis zum Bersten gefüllt und kann sich neben den 19 Kuschelrock-Platten im Regal durchaus sehen lassen. Nur: das braucht kein Mensch. Die plüschrosa-farbene Covergestaltung zeigt sogleich, wes Geistes Diddlkind hier sein Unwesen treibt. Christina stürmt nach vorne und behauptet "Engel Fliegen Einsam", was einer absoluten Mindermeinung gleich kommt, wie der Jurist klug zu scheißen pflegt.
Zuvor muss ausgerechnet Die Firma mit ihrem unterirdischen "Die Eine" (jetzt als Klingelton auf dein Handy) den zärtlichen Ringelrein eröffnen. Etwaige Lichtblicke ("Dienen", "Die Welt Steht Still", "Sommerregen") gehen in der vorherrschenden pastellfarbenen Airbrush Sonnenuntergangs-Posterstimmung unter. Nena fragt "Willst Du Mit Mir Geh'n", oh nee, frei nach den Fraggles bohr' ich mir lieber ein Loch ins Knie.
Dass Xavier Naidoo seiner Alten am Telefon erzählt, er müsse auf Promo in die Schweiz, interessiert auch nicht wirklich; schnuddelt und duddelt sich aber kuschelig an den wuscheligen Dutzidutzi-Herzschmerz, der sich plakativ durchs gesamte Album zieht. Sieht so wirklich großes Emotionskino aus? Meine Güte, was für eine Teletubbie-Welt ist das nur, für die dieser Soundtrack zusammen gestellt wurde? Oh Ooooohhh!! Die Zeichen Der Zeit haben selbige noch nicht erkannt und sülzen wie auch die entbehrliche Maya Saban über Plattitüden der dämlichsten Art.
Leute, wenn das alles autobiografisch sein soll, dann gute Nacht um sechs für die deutsche Romantik. Und ab ins CD-Regal neben die 51. Ausgabe von Bravo Hits.
Noch keine Kommentare