laut.de-Kritik
Der tolle Lado-Sampler ist nur für kurze Zeit im Handel.
Review von Philipp SchiedelLado feiert, feiert und feiert. 15 Jahre hat das Label als Anlaufstelle für deutsches Indietum und Garant für Rockgeschichte nun schon auf dem Buckel. Grund genug für die trinkfesten Hamburger, das ordentlich zu begießen: eine ausgedehnte Jubiläumstour mit Acts aus dem aktuellen Katalog zog im Oktober durch die Städte und hinterließ nicht selten neben einer guten Party auch mindestens eine Band im Gedächtnis, die man sich aufschreiben wollte (hier sollte man vor allem an die Newcomer Von Spar und Mediengruppe Telekommander denken).
Nach einem ersten Label-Sampler im Frühjahr und einer DVD ein paar Monate später geht das hanseatische Sampler-Raushauen mit einer Werkschau weiter. Und ein Aufrollen der Geschichte war bitter nötig. Während Mitte der Neunziger inzwischen gut etablierte Acts wie Tocotronic oder die Sterne schon bald in hohen Verkaufszahlen sich wiederfanden, blieben die Vorreiter der (Achtung: Begriffspolizei) Hamburger Schule im Untergrund.
Jetzt also endlich also endlich eine 15-Jahre Werkschau, die dann doch nicht so richtig zum Vermächtnis taugen will. Das Verhältnis von Ganz-Alt zu Eher-Neu steht in der Tracklist 3:21. Das ist nicht gerade viel für über ein Jahrzehnt Plattenveröffentlichen. Nur Kolossale Jugend (mit der ersten Lado Veröffentlichung überhaupt: "Kein Schulterklopfen mehr"), Huah! (mit dem Indie-Oldie "Was soll ich mit der Welt?") und die Sterne (mit ihrem mittlerweile etwas abgenudelten "Fickt das System") schaffen es als wahre Klassiker auf dieses Resümee.
Mehr Beachtung finden die neuen Artisten im Lager, und die sind im Gegensatz zur Übersicht vor einem halben Jahr (als auch noch das Tochter-Unternehmen Ladomat 2000 mit dabei war) nun deutlich rockiger. Allen voran dabei natürlich die Nürnberger Speed-Raketen The Robocop Kraus mit ihrem halben Minor Threat-Cover. Elektronischer dagegen Spillsbury (mit geilem Remix), die ganz wunderbar Indie-poppenden Girls von Tenfold Loadstar und Newcomer Chield Scotti, die einen feinen Minimal House-Kracher am Start. haben. Diesen Namen bitte merken, liebe Elektrofuzzis.
Die Aufzählerei macht bei den ganzen schönen Bands praktisch kein Sinn. Lieber sollte man blitzschnell das Geld auf die Theke legen: der tolle Sampler ist nur für kurze Zeit im Handel. Zugreifen und freuen! Oder um es mit Sterne-Keyboarder Richard zu sagen: Boogie Woogie, Boogie Woogie Boggie Woo!
Noch keine Kommentare