laut.de-Kritik
Der Streifen zum Festival-Sommer.
Review von Eberhard Dobler"The greatest concert film since Woodstock", wirbt der Aufkleber. Ob das Coachella der legitime Nachfolger der Mutter aller Festivals ist, mag jeder für sich selbst entscheiden. Die Doppel-DVD macht dem Genre des Konzertfilms jedenfalls alle Ehre. Musik-Filmer Drew Thomas fing Location, Atmosphäre und Programm des Coachellas so ein, dass man am liebsten seine Koffer packen möchte.
Liveperformances und Interviews mit Musikern und Fans aus den vergangenen Jahren werden in hervorragender Qualität eingefangen. Eine Fotogalerie sowie ein großzügiges Booklet mit zum Teil außergewöhnlich atmosphärischen Fotos (beispielsweise Wilco, The Arcade Fire oder The Raveonettes) vervollständigen ein Set, das einen in virtuelle Urlaubsstimmung versetzt.
Im Mittelpunkt stehen natürlich die Bands, auch wenn das Fleckchen Erde in der Nähe der kalifornischen Kleinstadt Coachella allein eine Reise wert zu sein scheint. Die Red Hot Chili Peppers, Radiohead, The Chemical Brothers, The White Stripes, Björk, Iggy & The Stooges, Morrissey, The Mars Volta, Pixies, Oasis, Fisherspooner - um nur einige der wichtigsten Acts aufzuführen: Hier treffen sich seit 1999 die Guten.
Folglich hatten die Compilierer reichlich Material zur Verfügung. Ein relaxtes Menü und ein stimmungsvolles Intro lassen umgehend Festivalstimmung aufkommen. Die einzelnen Band-Blöcke lassen sich am besten als Liveauftritte mit Doku-Charakter beschreiben, werden doch immer wieder längere Festival-Impressionen, Musiker- und Fan-Kommentare dazwischen geschnitten.
So leiten beispielsweise Mars Voltas und Josh Hommes Lobeshymnen auf Iggy & The Stooges über - Iggy gibt natürlich wie immer unerhört Gas ("I Wanna Be Your Dog"). Zuvor bricht bei Belle & Sebastian eine farbenprächtige Dämmerung über das Coachella ein und man spürt: Hier ist sie, die DVD zum Festival-Sommer.
Die Peppers spielen (natürlich) "Califonication", Kool Keith legt eine lässig-nerdige Performance hin, die Pixies spielen im Mondlicht, bei Arcade Fire sind alle gut drauf und zwischendrin kommt auch noch Beck zu Wort. DVD 2 ergänzt den Streifen mit besagten Kurz-Interviews, u.a. von Tenacious D. (deren Humor wie immer unerreichbar bleibt), Muse, Mos Def, Trail Of Dead, The Libertines oder den Dresden Dolls.
Der eine oder andere wird vielleicht einen Lieblingsact vermissen (siehe die im Booklet oder der Poster-Galerie abgebildeten Festival-Plakate), doch sei ihm gesagt: Angesichts dieses Festival-Erlebnisses ist das nicht weiter schlimm.
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