laut.de-Kritik

Neben Jimmy Page und Jack White steht U2s The Edge im Abseits.

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Mit Filmen über Rockmusiker ist das so eine Sache. Steht die Musik im Mittelpunkt, sind sie meistens nur für die Leute von Interesse, die mit ihr etwas anfangen können. Stehen die Musiker im Mittelpunkt, verhält es sich meistens nicht anders, denn die Musik ist eben ihr Mittel, sich der Welt mitzuteilen. Was sie sonst noch so plappern ist oft entbehrlich. Wie der für AC/DC-Fans grandiose Streifen "Let There Be Rock" stellvertretend zeigt.

Davis Guggenheim, Regisseur der oscar-prämierten Al Gore-Doku "Eine unbequeme Wahrheit", versucht sich bei "It Might Get Loud" an einem neuen Blickwinkel: Den des Instruments. Für den Film, der im vergangenen Sommer auch in deutschen Kinos lief, suchte er drei Musiker aus, die drei Epochen repräsentieren: Die 70er Jahre mit Jimmy Page (Led Zeppelin), die 80er und 90er mit The Edge (U2) und das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends mit Jack White (White Stripes, The Raconteurs).

Bukolisch beginnt der Streifen mit Kühen und White, der auf einer Bühne inmitten einer Wiese eine rudimentäre Klampfe zimmert. Ein paar Holzstücke, eine Cola-Flasche, eine Saite, ein Pick-up, ein Verstärker und ein paar Hammerschläge reichen ihm dazu. Der Sound ist gar nicht mal so schlecht. "Da braucht man sich doch keine Gitarre zu kaufen", stellt er süffisant fest.

Im Zentrum des Films steht ein Treffen der drei Musiker in einem Hollywood-Studio, das als Wohnzimmer eingerichtet ist. Dazwischen gibt es Einzelinterviews im privaten Umfeld und historische Aufnahmen, sowohl live als aus dem Alltagsleben. Der Regisseur spricht mit Page in seinem Londoner Anwesen, in dem "Stairway To Heaven" entstand, während The Edge seinen Proberaum am Dubliner Hafen zeigt und das Klassenzimmer, in dem U2 zum ersten Mal probten. Jack White berichtet aus einem fast leerstehenden Haus auf dem Land.

Der einzige, der das Instrument an sich liebt, ist Jimmy Page, der sich als Dandy stylt und die beste Technik besitzt. Das zeigt sich in einer Szene, als die drei gemeinsam jammen und ihm The Edge und White gebannt auf die Finger schauen. Der Gitarrist von U2 ist dagegen ein Meister der Effekte. Sein Spiel am Instrument ist an sich simpel, der Sound der Band entsteht durch Hall und ewiges Tüfteln an Pedalen.

Whites Vorbild ist dagegen ein Stück von Altmeister Son House, das nur aus Gesang und Händeklatschen besteht. Dieser Minimalismus sei sein Ziel, erklärt er. Instrument und Technik sind vollkommen unwichtig. Was zählt, ist die Stimmung.

Drei unterschiedliche Grundeinstellungen, die leider nicht zur Synthese führen. Denn das Treffen der drei Großmeister ist ein Reinfall. Während Page und White über die gemeinsame Liebe für den alten Blues Gemeinsamkeiten finden, steht The Edge mit seinem politischen Pop im Abseits.

Ob es Sinn macht, in einem riesigen Studio, umgeben von einer Hundertschaft an Technikern, eine intime Stimmung vorzugaukeln, ist ebenfalls fraglich. Ein Treffen in einem Pub oder im Wohnzimmer einer der Beteiligten hätte zwar ein paar Kameraeinstellungen weniger, dafür mehr Intimität gebracht.

Das abschließende, lustlos gemeinsam geklampfte "The Weight" von The Band bildet den symbolischen Abschluss für einen schön gefilmten Streifen, dessen roter Faden leider nicht wirklich funktioniert. Die erzählten Geschichten machen ihn doch wieder zu einem gewöhnlichen Musikfilm – interessant für Fans, aber für Unbeteiligte eher langweilig.

Trackliste

Film

  1. 1. It Might Get Loud

Special Features

  1. 2. DD 5.1 und DD 2.0 in engl. mit dt. Voice-Over
  2. 3. Englische Originalfassung mit dt. Untertiteln
  3. 4. Trailer dt. und Originalfassung
  4. 5. Trailershow

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1 Kommentar

  • Vor 14 Jahren

    Ach Du meine Güte..

    Der Film ist von A bis Z sehr gelungen, die drei Chraktere und Musiker werden sehr gut herausgearbeitet, die Stimmung unter den Beteiligten ist super und man erfährt äußerst viele Details und Anektoten, absolute Empfehlung für alle Liebhaber der Gitarre.

    Die laut-Kritik ist für mich nicht im geringsten nachvollziehbar.