laut.de-Kritik
Viel mehr Pop als Wave.
Review von Michael SchuhDass die 80er Jahre nicht nur "still alive", sondern auch "still successful" sind, verdanken wir wohl vor allem Oliver Geissens TV-Hype, auf den heutzutage wohl zwangsläufig Veröffentlichungen wie diese folgen müssen. Ein Jahrzehnt auf ein paar erfolgreiche Popsongs runterzubrechen, war dabei nicht nur die Erfolgsformel einiger 5-CD-Box-Sets im Verkaufsfernsehen, sondern auch der ersten "Wave To The 80s"-DVD.
Folgerichtig gibts nun Teil zwei der Serie. Wer dieses Konzept als teuflisch gelungen betrachtet, kann sich übrigens auch die DVD-Geschwister "Disco Of The 80s" und "Made In Germany" (NDW) zulegen. Dass die wahre Bedeutung des Wortes Wave hier nicht zur Geltung kommt, kümmert die angepeilte Klientel wohl wenig. 23 Videoclips aus den 80er Jahren führen schonungslos vor, um wie viele Lichtjahre sich das Ästhetikverständnis seit damals gewandelt hat.
Die glorreiche Ausnahme bildet (ausgerechnet) Soft Cells "Say Hello Wave Goodbye"-Video, deren Protagonisten (nicht die Band) sogar in heutigen Clips noch unpeinlich rüberkommen würden. Davon kann bei John Farnham keine Rede sein. Zwar sind Kriegsbilder leider nach wie vor aktuell, blonde Vokuhila-Frisuren zum Glück aber nicht, von penetranten Weltverbesserer-Phrasen der Marke Simple Minds ganz zu schweigen.
Erasure trällern "Sometimes" auf einem Hochhaus zwischen frisch aufgehängter Wäsche, Yello gucken wieder tierisch ernst aus derselben ("Pinball Cha Cha") und Philipp Boa rockt mit seiner Pia im Hinterhof "Container Love" und nimmt (von wegen weiße Wäsche!) den Schmuddel-Look der folgenden 90er schonmal vorweg. Richtig sehenswert ist das alles nicht, die relativ selten zu sehende Gary Numan-Perle "Cars" von 1979 mal ausgenommen. Selbst Falcos "Vienna Calling" verliert im direkten Vergleich mit dem bekannten "Amadeus"-Clip.
Bauhaus, das muss abschließend noch gesagt sein, ist ausnahmsweise ein echter Wave-Vertreter, den Dexy's Midnight Runners mit "Come On Eileen" gebührt hingegen der Titel "Totalausfall in Bild und Ton". Selbst für Anhänger einiger 80er Bands bleibt diese Vorstellung hier eher zweifelhaft.
Noch keine Kommentare