laut.de-Kritik

Begnadete Instrumentalisten zeigen, was sie können.

Review von

Die dritte Solo-Platte des Superbassisten bietet Fusion durch und durch, wobei der Funk ein wenig stärker repräsentiert ist, als sonst im Genre üblich. Wieder ist eine Besetzung am Start, die einem die Tränen in die Augen treibt: Omar Hakim und Lenny White (dr), Bill Evans und Bennie Maupin (sax), Dean Brown (git) und Jim Beard (p). Sie alle sind Meister an ihren Instrumenten, wie es nur wenige auf der Welt gibt und doch lässt das Album einen größtenteils unberührt.

Die CD beginnt mit einem funky Groove und kurzen Piano-Einwürfen aus dem gleichen Genre. Die Melodie ist schön schräg und der Bass treibt. Im B-Teil wird der Half-Time-Shuffle fast zu einem Swing. Dazwischen immer wieder die typischen Unisono-Breaks. Bil Evans spielt ein klasse Solo. Doch schon bei diesem Highlight kommen leise Zweifel. Gründe sind der zu glatte Sound, der Fusionstücke gelegentlich wie Fahrstuhlmusik wirken lässt und die beiden Basssoli, die einfach ein bisschen zu schön ausfallen.

Das zweite Lied bestätigt die Befürchtungen. Es ist ein Medley der beiden P-Funk Stücke "Knee Deep" und "One Nation Under A Groove". Für ein Funk-Stück fehlt das Rauhe, das Verrückte, der Funk. Aber vielleicht wollte Bailey gerade das aus dem Stück verbannen. Schließlich wird er im Label-Info wie folgt zitiert: "Manche P-Funker werden mir sicher vorwerfen, ich hätte zu viel Wert auf den Aufbau der Harmonien gelegt und Restrukturierungen vorgenommen, die weit über das Original hinausgehen."

Bei "Where's Paco", Bailey singt in diesem Stück, zeigt sich das gleiche Problem. Der Funke will einfach nicht überspringen. Selbst in dem wilden dissonanten Refrain klingt alles irgendwie maßvoll und zurückhaltend. Zwar ist die Gesangslinie recht einprägsam und Bailey hat auch als Sänger einige Qualität aufzuweisen. Doch ein Fusion- oder Soul-Hit wird es wahrscheinlich nicht.

Bei "Nothing But Net" steckt die Platte richtig drin im Fusion-Genre. Ein Groove, bei dem nahe zu jedes Sechzehntel ausgefüllt ist. Victor Bailey spielt mit einem recht weichen Basssound eine treibenden Basslinie. Eine Melodie und Keyboardsounds, die stark an Chick Corea erinnern. Wieder Unisonobreaks von atemberaubender Schwierigkeit, die Solos werden von der Band super unterstützt. Bei diesem Stück passt auch der kristallklare Sound. So kann man genau hören, was die einzelnen Musiker spielen.

Ein weiteres gelungenes Lied ist "Steamy". Es beginnt mit einer Bassklarinette, die eine mysteriöse Stimmung erzeugt, was leicht aufgesetzt wirkt. Dann aber baut sich über mehrere Minuten ein Groove auf, der mit kleinen Improvisationen und Einwürfen angereichert wird. Besonders positiv fällt dabei, wie auch auf dem Rest der CD, Jim Beard an den Tasten mit seinen witzigen, oft blues-beeinflussten Ideen auf. Es macht Spaß, den verschiedenen Klängen zu lauschen und sich vom langsamen Rhythmus tragen zu lassen.

Bei "Black On The Bach" bekommt man ein Sammelsurium von Ausschnitten aus Cello-Etüden geboten, die Bailey zu einem Stück zusammen gebastelt hat. Als Begleitung ist ein einfacher Rhythmus vom Drumcomputer zu hören. Das Ganze ist zwar bestimmt sauschwer zu spielen und viele Bassisten werden wahrscheinlich die einzelnen Motive wiedererkennen und begeistert sein, wie der Meister das hinbekommt, aber ob das große Musik ist, bleibt die Frage.

Wer also gerne mal wieder ein paar Lieder hören möchte, bei denen begnadete Instrumentalisten und Supertechniker zeigen, was sie so alles drauf haben, ohne dass man große musikalisch Impulse in Sachen Fusion geboten bekommt, der sollte sich die Platte kaufen.

Trackliste

  1. 1. Goose Bumps
  2. 2. Knee Deep/One Nation Medley
  3. 3. Where's Paco?
  4. 4. Joey
  5. 5. Nothing But Net
  6. 6. The Rope-A-Dope
  7. 7. Steamy
  8. 8. Black On The Bach
  9. 9. That's Right!

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