laut.de-Kritik
Schauspieler versucht sich an minimalistischer Musik.
Review von Giuliano BenassiErst Musiker, dann Maler, später Schauspieler, Regisseur, Soundtrackersteller und Produzent, schließlich wieder Musiker - das Leben Vincent Gallos scheint recht abwechslungsreich zu sein.
Eine Vielfältigkeit, die auf seinem in Eigenregie erstellten Album "When" keine großen Spuren hinterlassen hat, denn die Songs zeichnen sich durch ausgesprochenen Minimalismus aus. Schon der erste Track besteht aus einfach gespielter Gitarre und Hammond-Orgel auf der Basis eines gesampleten Tonschnipsels (eine Saxnote kombiniert mit einem verlangsamten Schlagzeug). Die erste Zeile der CD (im Titeltrack "When") lautet "When you come near to me, I go away" und ist stellvertretend für das gesamte Album, kühl und distanziert in Klang und Texten. Dennoch ist es nicht leidenschaftslos, denn der Pathos wird manchmal schier unerträglich.
So in "Honey Bunny," ein Liebeslied auf Gitarrenbasis, in dem Gallos entfremdete Stimme Dinge wie "Darling I can see you when I close my eyes and in my dreams you are always there" singt, und im folgenden, in dem es sich um eine Laura dreht. Eine Soundcollage à la "Revolution 9" aus dem White Album der Beatles. ("My Beautiful White Dog") oder das folgende "Was" mit einem gelungenen Anfang, der sich in einer dudelnden Hammond-Orgel verliert, legen nahe, dass es sich um Musik mit einer Botschaft handelt. Was wohl existenzielle Tiefe darstellen soll, hört sich aber eher an wie chronische Verstopfung.
Eine Anstrengung, die sich scheinbar kaum lohnt, bis man zu den letzten Tracks gelangt. "Apple Girl" ist ein Gute-Nacht-Lied voller Liebe und Trauer, in der sich Zärtlichkeit in eine durch Wahnsinn erzeugte Spannung verwandelt. Gallo hört sich an wie ein Mörder, der gleich seine Angebetete bestialisch umbringt. Mit den wenigen Noten am Klavier und der dünnen, fast ätherischen Stimme des Schauspielers, ist es das beste Lied auf dem Album. Bei "I’m Always Sad When I’m Lonely" kommt die Stimme mal von rechts, mal von links und erzeugt eine Entfremdung, die sich über die unendliche Traurigkeit des Stücks legt. "A Picture Of Her" ist dagegen ein schräges, melancholisches Instrumental
Ein recht interessantes Werk also, das einige gute Ansätze vorweisen kann. Leider ist es Gallo trotz der offensichtlichen Liebe zur Sache aber nicht gelungen, ein durchgängig hörbares Album auf Band zu bringen.
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