laut.de-Kritik

Gitarren, Bass und Drums besitzen nur Alibifunktion.

Review von

Ach du meine Fresse. Sowas nennt man wohl Bildungszwang. "Visions Of Eden - The Lilith Project - A Babaric Romantic Movie Of The Mind". Der Titel des neuen Virgin Steele-Albums übersteigt schon allein das Toiletten-Lesepensum von so manchem Redaktionsmitarbeiter. Allerdings reicht wiederum das Cover schon aus, um sich ne lustige halbe Stunde auf den Lokus zu verziehen.

Okay, in Sachen üble Metal-Klischees, die richtig weh tun, hat der gute David wieder die volle Punktzahl abgeräumt. Allein das würde mich vom Kauf eines solchen Albums abhalten, doch wenn ich ehrlich bin, muss ich der Scheibe doch eine nicht abzustreitende Klasse bescheinigen. Normalerweise würde man ja den ganz krassen Heldenmetal der Marke Manowar erwarten, doch David übt sich zunächst in beinahe leisen Tönen.

Da spielt auch eine treibende Doublebass und ein hartes Gitarrenriff keine große Rolle. Zumindest auf der mir vorliegenden Pressung sind es vor allem Klavier und Stimme, die den Ton angeben. Zwar sind Gitarren und Bass zu erahnen, doch zu behaupten, sie würden großartig zum Gesamtgeschehen beitragen, wäre wohl die größte Übertreibung des Jahres. Ganz im Gegenteil, so übernimmt bei "The Ineffable Name" sogar das Klavier eingangs ein klassisches Gitarrenriff.

Selbst wenn die Drums dabei gut und gerne in der oberen Schlagzahl rotieren, flötet DeFeis meist mit einer recht sanften Stimme drüber weg. Auch was die Chöre angeht, wird jede Chance verschenkt, mal wirklich Druck aufzubauen. Der fehlt auch bei einer heftigeren Nummer wie "Black Light On Black", in der Lilith ihrem Ärger mal so richtig Luft macht. Das führt leider auch immer wieder dazu, dass die Songs einfach so vor sich hinplätschern und einige Längen offenbaren.

"Visions Of Eden" hält in Sachen Epik wirklich alles bereit, was man sich als Fan erhofft. Die Story ist durchaus interessant und dass sich DeFeis auf theatralisches Material versteht, wird wohl keiner mehr bezweifeln. Was den Sound angeht, sind aber deutliche Abstriche zu verzeichnen, denn wenn Gitarren, Bass und Drums nur noch Alibifunktion besitzen, dann wirds schon kritisch. Ich empfehle selbst den beinharten Fans, erst einmal ein Ohr zu riskieren, anstatt blind zu kaufen.

Trackliste

  1. 1. Immortal I Stand (The Birth Of Adam)
  2. 2. Adorned With The Rising Cobra
  3. 3. The Ineffable Name
  4. 4. Black Light On Black
  5. 5. Bonedust
  6. 6. Angel Of Death
  7. 7. God Above God
  8. 8. The Hidden God
  9. 9. Childslayer
  10. 10. When Dusk Fell
  11. 11. Visions Of Eden

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1 Kommentar

  • Vor 17 Jahren

    Ich habe diese Platte, als erste von Virgin Steele überhaupt gekauft.

    Und ich war total begeistert! Sie hält sehr schöne, mystische und melodische Ohrwürmer bereit.
    Ich finde nicht, dass die schwachen Drums und Gitarren in irgendeiner Weise stören. Ganz im Gegenteil, sie fügen sich sehr schön ein, passend zum restlichen Klangbild.
    Ich habe jetzt im Nachhinein noch ein paar andere Alben von den Jungs gekauft, die, meiner Meinug nach, "Visions of Eden" nicht übertreffen können.