laut.de-Kritik

In der Pubertät war das Duo noch unwiderstehlich ...

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Das Prozedere ist bekannt: Man entdeckt eine Band, ihre Platte nudelt die Anlage wund, und sobald ein Nachfolger angekündigt wird, geht das große Zittern los. Die sind super, da geht nix schief, sagt man sich dann. Dat läuft. Manchmal läuft's aber auch nicht, wie neulich bei Röyksopp. Und nun bei Vive La Fête.

Da kann sich Sängerin Els Pynoo ihre Netzstrumpfhosen auf der Fronthaube des Cover-Schlittens aufreiben wie sie will, mit der Schlüpfrigkeit alter Vive La Fête-Songs ist es vorerst vorbei. Irgendwo auf den glitzernden Lagerfeld-Laufstegen zwischen Tokyo and Las Vegas, die Pynoo und dEUS-Basser Danny Mommens seit dem erfrischenden 2001er Album "Republique Populaire" beschallen durften, scheint die erfrischende Naivität professioneller Kalkulation gewichen zu sein. Auf "Grand Prix" jedenfalls feiern Vive La Fête ihre Mündigkeit mit einem abgeklärten, stellenweise verkrampften und nach wie vor mächtig New Wave atmenden Electro-Album, welches vor allem verdeutlicht, dass gerade ihre Pubertät sie so unwiderstehlich machte.

Bei den langatmigen Einstiegssongs findet die Gitarre raumgreifend Einklang in den Partykosmos und verabschiedet die einstmals ausschließlich synthetisch-rosafarbene Bubblegum-Welt von Vive La Fête. Pynoo kiekst sich vor Begeisterung in Ekstase - allein die Ursachen, die sie in diesen Rauschzustand versetzen, bleiben dem Hörer verborgen. Zu den proletig-dreckigen Gitarren passt zwar das neue Prahler-Image mit schwarzem Rennwagen und klaren Ansagen ("Prends-moi sur ta Pontiac"), dennoch machen Vive La Fête immer noch am meisten Spaß, wenn sie aus sanften Synthie-Melodiebögen klassische Popsongs enstehen lassen ("Petite Putain"). Da darf dann auch mal bei Visages "Fade To Grey" geklaut werden ("Exactement"), während die Oktavbass-Knautscher "2005" und "Machine Sublime" sogar an die alte Glanztat "Tokyo" erinnern.

Dennoch: "Liberté" könnte auf deutsch auch von der 2raumwohnung stammen und allzu vieles bleibt leider nur uninspiriertes Stückwerk ("Chauve-Souris", "Folie"). Ähnlich wie bei Stereo Total nervt nach einer Weile sogar der französelnde Akzent Pynoos - früher undenkbar.

Für den gemeinen 80er Synthie-Freak legen Vive La Fête sicher ein zufrieden stellendes Werk vor, sollten nicht sogar jene Kreise mittlerweile gegen eine versteckte "Ca Plane Pour Moi"-Coverversion allergisch sein ("Tu Connais La Dernière"). Dass Pynoo in der Künstler-Hommage "Claude Francois" 60s Beat-Gott Jacques Dutronc namentlich erwähnt, kann dennoch nicht darüber hinweg täuschen, dass der belgische Turbo-Bolide bei diesem Grand Prix nach wenigen Runden aus der Kurve schlittert.

Trackliste

  1. 1. Hot Shot
  2. 2. La Vérité
  3. 3. Petite Putain
  4. 4. Exactement
  5. 5. Liberté
  6. 6. Claude Francois
  7. 7. Machine Sublime
  8. 8. Litanie Des Seins
  9. 9. Sabrina
  10. 10. Chauve-Souris
  11. 11. 2005
  12. 12. Folie
  13. 13. Non-Stop - Vive Fossett
  14. 14. Tu Connais La Dernière
  15. 15. Miracle

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