laut.de-Kritik

Ein Nachlass mit begrenztem Unterhaltungswert.

Review von

2005 war kein gutes Jahr für herausragende Gitarristen. Nicht nur, dass irgendein Wichtelhirn Dimebag Darrell (Damageplan/Ex-Pantera) erschießen musste, auch der Voivod-Klampfer Denis 'Piggy' D'Amour schied Ende August überraschend an Darmkrebs dahin. Über die Art und Weise, wie Drummer 'Away' das Erbe der Band verwaltet, lässt sich aber streiten.

Keiner, der sich ein wenig mit den Kanadiern beschäftigt, dürfte ernsthaft bestreiten, welche Ausnahmestellung die Band inne hatte und wie schmählich sie von allen Seiten unterbewertet wurde. Dennoch ist es fraglich, ob es jetzt nach dem Ableben des Gitarristen (und wohl auch der Band) notwendig ist, wirklich alles unters Volk zu werfen, was man noch in irgendeiner Schublade hatte.

Diesen Eindruck gewinnt man nämlich schnell von "D-V-O-D-1", da bis auf die Videos sämtliches Material eigentlich gerade mal als Special Footage zu verwerten ist. Normalerweise findet man sowas als speziellen Fanbonus oder als Füllmaterial. Sind die Videoclips schon allein deshalb interessant, da man sie auf entsprechenden Videokanälen nie zu Gesicht bekommt, so kann man das vom übrigen Geschehen kaum behaupten.

Ich hab es schon oft gesagt und ich sag es wieder: An einem Studiobericht ist eigentlich nichts wirklich interessant. Das wird jeder Musiker bestätigen können: Wenn man nicht gerade selber aufnimmt, langweilt man sich den Arsch wund. Wo bitte ist da für einen Fan der Unterhaltungswert? Absolute Fehlanzeige, wobei der Gesangs-Take von 'Snake' mit Sicherheit nicht auf dem Album verwendet wurde.

Den Auftritt im Spectrum in Montreal von '86 darf man eigentlich fast nicht als Tondokument bezeichnen. Dafür ist die Bildaufnahme erstaunlich gut, auch wenn man sich etwas wundert, dass die Security nicht in 'nem Graben vor der Bühne steht, sondern auf der Bühne sitzt und gegebenenfalls eingreift. Bei den Aufnahmen zwei Jahre später lässt sich zumindest musikalisch etwas erahnen, auch wenn die Position der Kamera taktisch nicht unbedingt schlau gewählt ist.

Die zwei Mitschnitte aus dem Backstreet gehen akustisch in Ordnung, kommen optisch aber mau rüber, was besonders an der miesen Beleuchtung liegt. Sowohl optisch als auch akustisch gut eingefangen sind dagegen die drei Performances für Musique Plus von '89, die wohl mal im lokalen Fernsehen ausgestrahlt wurden. Dabei fällt vor allem auf, dass Basser 'Blacky' bei aller anerkannten Hochachtung für seine Kollegen auch kein Schlechter war.

Der Teil, der unter "Footage" läuft, ist eigentlich komplett für die Tonne, denn die Video-Shootings bleiben Stückwerk und sind somit vollkommen überflüssig. Wenn man sich für Aways' Stil erwärmen kann, sind in den "Extras" die Artworks interessant und die beiden Iron Gang-Demos gehen raus an die Die Hard-Fans. Jeweils über eine Stunde Live-Aufnahmen von zwei Konzerten aus den Jahren '84 und '87, jedoch nur als Audiospuren. Sowas kann man natürlich auch auf Re-Releases oder andere CDs packen.

An sich ist es ganz okay, die Sachen aus der Zeit des Original-Line Ups zu sehen, aber dafür eine ganze DVD zu verbrauchen, ist schon etwas frech. Zumal Away schon weitere Collections angesagt hat. Mal sehen, was da noch auf uns zukommt.

Trackliste

Videos

  1. 1. Voivod
  2. 2. Ripping Headaches
  3. 3. Ravenous Medicine
  4. 4. Tribal Convictions
  5. 5. Psychic Vacuum
  6. 6. Astronomy Domine

Live

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Voivod

Der Voivod Korgull - eine Art Computerwesen - erblickt 1982 das Licht dieses Planeten. Ursprünglich eine Idee von Drummer 'Away' (Michel Langevin), der …

Noch keine Kommentare