laut.de-Kritik
Songwriter-Soul zwischen Wiener Lied und Tom-Waits-Momenten.
Review von Kerstin KratochwillOb nun der Rapper Jugo Ürdens (jetzt Yugo) oder eben Voodoo Jürgens den besseren Spin-Off-Namen zum großen Udo Jürgens hat, eines ist allen gemein: Sie alle repräsentieren bestimmte österreichische Klischees und spielen mit ihnen mit einer Leichtigkeit, die sie anlegen wie den berühmten weißen Bademantel des "Merci Chérie"-Chansoniers.
Und ein Chanson ist es auch, mit dem der frühere Friedhofsgärtner Voodoo Jürgens auf seinem nunmehr dritten Album "Wie Die Nacht Noch Jung Wor" zeigt, dass er mehr ist als der nächste Austropop-Ausführung: Die herzzerreißende berührende Ballade über ein schwarzes "Federkleid" verhandelt ein urwienerisches Thema – den Tod – mit einer Lakonik und Traurigkeit, wie es vielleicht nur im Wiener Dialekt möglich ist.
Musikalisch von einem gespenstischen Geigen-Solo begleitet, ist das einzigartig schöner souliger Singer-Songwriter-Sound zwischen Schmäh und Schmerz. Das typische Strizzi-Spiel des "Heite grob ma Tote aus"-Sängers findet ebenso wieder statt in Songs, die mit swingender Balkan-Folklore flirten und eine polkaverrückte Wirtshaus-Atmosphäre verströmen.
Man hört dabei ein bisschen Spaghettiwestern-Scores von Ennio Morricone durch, die folkigen Theatermomente des grummligen Tom Waits oder die traurige Erhabenheit eines Leonard Cohen. In den Texten geht es um Außenseiter und Abseitiges, Verbundenheit und Vergänglichkeit – es sind schräge genauso wie sachte Geschichten, die man im Beisl hören mag und mit nach Hause nimmt wie einen dort neu kennengelernten Freund.
Die größte Leistung dieses Albums ist es, dieses Gefühl auch ohne Lyrics zu transportieren, denn das Schlusslied "Odessa" braucht gar keine wienerischen Worte. Die Sprache des sechsminütigen elegischen Trauermarschs mit den schaurig sowie tiefschwarzen Saxofonpassagen des ukrainischen Musikers Andrej Prozorov ist universal.
4 Kommentare mit einer Antwort
Bester Mann. Album bestellt. Wie immer überragend und mit Herz.
Göttlich.
Kennt noch jemand den Song, aus dem die folgende Passage stammt?
"Kum mir gean heiraten auf dera Toiletten
der Pforrer predigt und die Leit san eh beim beten
gean ma eini won die Glocken läut
Kum wir gean unsre armen Söln darettn"
Herwig Mitteregger, warum?
Konnte mich nicht mehr an den Interpreten erinnern. Vergelt´s Gott!
beim vorherigen album saufstimmung, dieses mal eher so der kater