laut.de-Kritik

Die dunkle Seite der Seele.

Review von

Wer schon mal eine Pechsträhne erlebt hat, kennt das Gefühl der Hilflosigkeit und die Angst, dem Schicksal ausgeliefert zu sein. Um genau dieses Gefühl des Kontrollverlusts geht es in "Surgery And Pleasure", Vundabars sechstem Studioalbum. Eines vorweg: Hier ist rein gar nichts wunderbar. Stattdessen kreist alles um Schmerz, Verlust und den Versuch, inmitten des Chaos einen Funken Kontrolle zurückzugewinnen.

Für Sänger Brandon Hagen reihte sich in einem Zeitraum von ungefähr sechs Wochen ein Unglück ans nächste: Zunächst zerbrach seine langjährige Beziehung. Daraus folgte, dass er sich auf die beschwerliche Wohnungssuche in London begeben musste. Wenige Wochen später starb plötzlich sein Vater. Als sei all das nicht schon genug gewesen, brach sich Brandon bei einer Tour durch Frankreich schließlich den Arm.

"Es hat mich umgehauen, wie alles miteinander zusammenhing: All die inneren Brüche und Unsicherheiten schienen sich plötzlich in dem ganz realen Bruch meines Körpers zu spiegeln. Und dieser körperliche Zustand hat dann sogar beeinflusst, wie die Musik klingt – sie wurde von den Grenzen bestimmt, die mir diese Verletzung gesetzt hat", erklärt Brandon im Interview mit dem Clash Magazine. Mit dem Klagelied "I Got Cracked" verarbeitet der Sänger nun seine Gefühle. "And I broke my heart, and I broke my arm. And I spread some ashes," bricht es aus ihm heraus. Es fühlte sich an, als habe ihm das Leben fünfzig Peitschenhiebe verpasst.

Die depressive Stimmung überrascht dennoch wenig. Vundabars Markenzeichen sind seit jeher poetische Songtexte mit einem Hang zur Sinnkrise und Morbidität. "Surgery And Pleasure" bleibt auch dem typischen Sound der Band treu. Am besten lässt sich dieser als Mischung aus Punk, Garage-Rock und Eighties-Pop beschreiben. Rohe, verhallte E-Gitarrenriffs treffen auf marschierend hämmernde Drums, treibenden Bass und Hagens leicht verzerrten Gesang.

Wie Sandpapier reibt die Stimmung an den Nerven. Nur selten wird es ruhiger. Mitten in "Let Me Bleed" halten Vundabar etwa für unerwartete zwei Sekunden inne. Die kurze Closing-Nummer "Why Is It So Hard To Say Goodbye?" reduziert sich auf Gitarre und Gesang: "We all gotta live, and we all gotta die."

Die unzähligen Wiederholungen sorgen zuweilen für Schwindelgefühle: "I'm watching you watching me. Watching you watching me. I'm watching you watching me. Watching you watching me." So gut wie jeder Song gleicht einer Gebetsmühle. Diese Redundanz wird stellenweise gar unerträglich.

Doch angesichts der schicksalshaften Entstehungsgeschichte wirkt sie als bewusst eingesetztes Stilmittel überraschend stimmig, spiegelt sie doch das Gefühl emotionaler Schmerzen so treffend wider. Wer leidet, kann oft nicht aus dem eigenen Gedankenkarussell ausbrechen. Die Gedanken kreisen. Und mit jeder Wiederholung Brandons empfindet man sein Leid ein bisschen mehr nach.

Trackliste

  1. 1. Life Is A Movie
  2. 2. Beta Fish
  3. 3. Stallion Running
  4. 4. I Got Cracked
  5. 5. Spades
  6. 6. Let Me Bleed
  7. 7. Feels Like Forever
  8. 8. Hurricane
  9. 9. I Need You
  10. 10. Easy Does It
  11. 11. Why Is It So Hard To Say Goodbye?

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