laut.de-Kritik

Das H&M-Shirt unter den Indie-Rock-Alben.

Review von

Krachenden Noise-Rock aus San Diego mit lässigen California-Vibes spinnen Wavves auf ihrem achten Album "Spun" nicht mehr ganz so harmonisch wie auf früheren Sachen zusammen. Zum ehemals lärmenden Lo-Fi- und Punk-Rock kommen bei den Songs war immer noch surfige und sonnige Zutaten hinzu, die die Tracks aber mit dem Beigeschmack 'too much' bei den eingängigen wie energetischen Melodien versehen.

Die früheren dreckigen Distortion-Elemente weichen hier zunehmend sauberem Power-Pop-Spaß, auch wenn das Album-Cover mit seinen schwarz-weißen Fratzen und Totenköpfen samt Death-Metal-Bandschriftzug im Schlund und Strudel des Irrsinns suggeriert, hier etwas härteren und raueren Sound zu hören. "Spun" ist das H&M-Shirt unter den Indie-Rock-Alben, undergroundiges Design für die Trägerinnen und Träger, die einen alternativen Anspruch suggerieren, aber doch eigentlich spaßigen Festivalsound bevorzugen.

Und in Sachen Merch und Marketing hat Wavves-Frontmann und Gründer Nathan Williams dann auch selbst etwas beizusteuern, denn er brachte erst kürzlich die Cannabismarke Wavvy Supply Co. auf den Markt. Musikalisch erinnert dann einiges auf dem neuen Album zwar immer noch ein bisschen an die versponnenen Indie-Vibes von Weezer oder Nirvana, dabei allerdings weit weniger an den einst oft zitierten Brian-Wilson-Surfsound, sondern vielmehr frappierend an den Pop-Punk von Blink-182.

"Goner" wurde tatsächlich von Drummer Travis Barker produziert. Eine Hookline jagt die andere, ein Sing-Along-Chorus wird wie der nächste mit jede Menge Bier in der Hand mitgegrölt, und die stets als Hymnen angelegten lauten Songs spülen wie Wellen im Whirpool über die betrunkenen Hörerinnen und Hörer hinweg. Wie ging der letzte nochmal? Egal, der nächste Fun-Track steht schon bereit.

Und so ist "Spun" ohne die interessanten fuzzy und frechen Gitarrensounds einfach nur ein unterhaltsames Album für laue Sommerabende am Strand, das man sich überzieht wie ein cooles H&M-Shirt, und das im Herbst aber schon wieder ausgewaschen ist.

Trackliste

  1. 1. Spun
  2. 2. Lucky Stars
  3. 3. New Creatures
  4. 4. Goner
  5. 5. Gillette Bayonet
  6. 6. So Long
  7. 7. Busy Sleeping
  8. 8. In Good Time
  9. 9. Big Nothing
  10. 10. Machete Bob
  11. 11. Way Down
  12. 12. Body Sane
  13. 13. Holding Onto Shadows

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