laut.de-Kritik
Ein nur teilweise geglückter Versuch, Indie-Rock zu erneuern.
Review von Sandra LangmannDer Opener könnte ein Track der 80er- und 90er sein - mit Elektro-Elementen vergangener Tage. Sind das We are Scientists? "One In One Out" lässt einen zuerst etwas schlucken – Jungs, was denn da los? Aber durchhalten, das sind nur die ersten Töne, versprochen!
Nach Indie-Rock klingt das noch nicht. Eher poppig singt Keith Murry "I'm breaking myself get you in bed / A million thoughts all racing around my head". Auch bei dazugehörigen Musikvideo schwirren die Gedanken, denn es ist von der Realität weit entfernt. Man schaut durch eine Virtual Reality Brille. Die tiefe, sanfte Stimme erkennt man sofort, den Sound noch nicht. So rund, so Pop und klingt erst beim fünften Anhören wirklich gut.
"Notes In A Bottle" startet etwas schwerfällig, es kommt einem so vor, als müsste man in das Album erst hineinfinden. Der Refrain "I'm bound to find out" lässt dann erstmals richtig aufhorchen. Er ist eindringlich und bleibt auch für mehrere Stunden im Ohr hängen – im letzten Drittel kommt noch ein Gitarrensolo dazu und es wird rockiger.
Gute Laune verspricht "Heart Is A Weapon", und das nicht nur, weil Keith Murry im Video blank zieht. Es hat diesen "Ja, die Sonne kommt raus"-Sound. Obwohl, zugegeben, "To have for whatever is in store / Hit after hit you with suicide" nicht gerade positiv klingt.
"1,2,3,3,3,3" wird heruntergezählt, dann kommt "Your Light Has Changed" mit harten Gitarrenriffs daher . Es wird lauter, es wird eindringlicher, es hat was. Und mit Zeilen wie "My head is spinning like ceiling fan" packen sie noch lustige und zutreffende Zitate rein. Kann ja auch mal zu viel werden bei dem ganzen Mist.
Mit "Hey friend of mine" fühlt man sich in "Kit" gleich direkt angesprochen. Dazu die ruhige, langsame Melodie, die einem sehr nahe kommt, obwohl die Stimme so weit weg ist. Ein absoluter entspannter Hit, der den drei New Yorkern wirklich gut gelungen ist. "Not Another Word" sorgt wieder für gute Stimmung – weil es ja in manchen Situationen eh nichts bringt, etwas zu sagen. "Properties Of Perception" kommt noch einmal gut gelaunt um die Ecke und sorgt für einen glänzenden Abschluss.
Das sechste Album der drei Scientists startet holprig und ist etwas zu poppig geraten. Die Elektro-Elemente wirken anfangs zu gewollt. Als ob sie damit dem guten alten klassischen Indie einen neuen Anstrich verpassen wollen. Es braucht daher vielleicht mehrere Anläufe, bis man sich wirklich auf den Sound einlassen kann. Hört man aber gleich in die Mitte der Platte rein, ist man auch gleich mitten drin in dem, was man sich von Indie-Rock erhofft.
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