laut.de-Kritik
Zwischen 80er-Hardrock, Pop und Alternative.
Review von Alexander CordasSchönes Cover! Das Zweierpaar aus dem Titel, Spannung - Entspannung, lässt sich hervorragend als Engelchen/Teufelchen abbilden.
Dieses Gegensatzpaar findet sich auch in der Musik der Norweger wieder. Kräftig sägende Gitarren streiten mit ihrem Widerpart um die Wette. Wer gewinnt? Aggression oder die harmonischen und melodischen Chören und Refrains? Es bewegt sich alles mehr oder minder in einem stimmigen Gleichgewicht.
Zwischen 80er-Hardrock - samt abgeschmackten Backgroundgesang, metallischem Geschrubbe und poppigen Einsprengseln sowie einem Schuss Alternative setzen sich We zielsicher zwischen alle Stühle, ohne eindeutig Farbe zu bekennen. Was beim einen für durchgehenden Hörspaß sorgt, mag der andere mit weder Fisch noch Fleisch bekritteln. Die Verquickung aus Headbang-Attacken, psychedelischer Verzwirbelung und eingängigen Elementen ist aber alles, nur nicht massenkompatibel.
Sinnbildlich für diesen Umstand ist das grandiose, verschachtelte, ausufernde und düstere "Appreciation". Herzhaft, aber effektvoll eingesetzter Pathos und ein jazziger Einschlag erzeugen eine hervorragende, weil einfach geile Vertonung eines schizophren klingenden Zwiegesprächs. Über knapp neun Minuten versuchen sich We an diesem kleinen, aber feinen Rock-Öperchen. Ganz groß.
Direkt im Anschluss und als weiteres Zeichen für das Zwitterdasein, das "Tension & Release" fristet, ertönt die norwegische Vorab-Single "Hurdy Gurdy", die doch reichlich platt rum muckert. Sicherlich taugt kaum einer der vorangegangen Klöpse so richtig als Chart-Futter, aber etwas mehr als die übliche Strophe - Bridge - Refrain-Nudelei hätte es dann doch sein dürfen. "Come on now and dance to the sound of the hurdy gurdy" ... gähn!
Leider bekommen We in der Folge die Kurve nicht mehr wirklich. "Post Millenium Tension Blues" und "Thorns" klingen im schlechteren Sinne dahin gerotzt. Das verschachteltere "No End" und das - wiederum düster dräuende - "Freaks In The Street" fangen den Sturz dann aber noch rechtzeitig ab, ehe sich "Tension & Release" in einem finalen Larifari verfängt.
Erwähnenswert ist auch die beigelegte DVD, die mit Live-Ausschnitten und einer launigen Doku ihrer letzten Tour durch Deutschland im Vorprogramm von Motörhead aufwartet. Ein ungeahntes Pussy-Potential offenbaren die Norweger aber, als sie für einen Solo-Gig mit ihrem Riesen-Nightliner vor dem Kölner MTC auftauchen und feststellen müssen, dass der Veranstalter keine Stagehands zur Verfügung gestellt hat. We sinnieren allen Ernstes über eine Absage nach. Ziemlich unrock'n'rollig meine Herren! Dem Publikum ist es nämlich ziemlich schnuppe, wer die Backline auf die Bühne stellt.
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