laut.de-Kritik
Skandal! Die gute Platte kommt ein Jahr zu früh!
Review von Andreas DittmannWeezer-Fans denken in Sieben-Jahres-Schritten. Dann kommen immer die einfarbigen Alben raus, die wirklich richtig gut sind und über die anderen (weniger guten mehrfarbigen) Platten hinweg trösten. 2015 müsste eigentlich das Gelbe erscheinen. Doch was ist das jetzt? Ein Jahr vorher kommt mit "Everything Will Be Alright In The End" ein Album heraus, das weder einfarbig noch schlecht ist. Skandalös.
Na, gut. "Pinkerton" war auch kein einfarbiges Album und trotzdem alles andere als mies, aber der Rest geriet doch mehr so lala. "Everything Will Be Alright In The End" jedenfalls hat tatsächlich kaum enttäuschende Momente. Produziert hat die Scheibe übrigens Ric Ocasek. Der verantwortete schon das grüne und das blaue Album und führt das Quartett in catchy Power-Pop-Sphären.
Ob es an ihm liegt oder an etwas anderem, ist eigentlich auch egal: Komplettausfälle gibt es auf dem neunten Album keine, dafür einige richtig gute Songs. "Eulogy For A Rockband" zum Beispiel. Das Riff hätte auch Josh Homme für "Lullabies To Paralyze" schreiben können. Freilich auch nur bis zu dem Moment, wo Rivers Cuomo anfängt zu singen, dann wirds wieder Weezer: 4/4-Takt, Powerchords, hymnischer Refrain, Solo (davon gibt es eine Menge) und ein seliges Grinsen auf dem Fan-Gesicht ob der eingängigen Melodie. Oder "Cleopatra": Der Abzähl-Part ist zwar inhaltlich nicht erste Sahne, dafür dermaßen cool und clever gemacht, dass man darüber gerne hinweg sieht.
Der Opener "Ain't Got Nobody" drückt und schiebt mit seinen kräftigen Gitarren wunderbar in die Platte rein. Da ist er wieder: Dieser Rivers Cuomo, voller Selbstmitleid, Melancholie und nerdiger Ironie, die er in fantastische Melodien packt. "Back To The Shack" macht (zwar mit doofem Text) genau richtig weiter. Erst mit "Lonely Girl" wird es das erste Mal etwas lahm. Später hören wir noch ein nettes Duett mit Bethany Cosentino von Best Coast ("Go Away") und das sehr ernste "Foolish Father". "Everything will be alright in the end" singt ein Chor am Ende des Songs, was zu einem der besten Momente der Platte gehört.
Das Herzstück bildet aber die abschließende Trilogie. "The Wasteland" (instrumental), "Anonymous" und "Return To Ithaka" (nochmal instrumental) rocken und grooven, schrauben sich hoch, entfachen eine treibende Dynamik, die man angesichts der Lieder vorher nicht erwartet hatte. Klar, es wird stadionrockig, manchmal auch ein bisschen cheesy, aber dafür abwechslungsreich, druckvoll und wild. Großartig, wie die beiden Gitarren zusammenarbeiten, Melodien basteln, sie verwerfen und immer wieder neue Parts einführen.
"Everything Will Be Alright In The End" ist ein echter Überraschungserfolg. Eine durchgehend spaßige Platte mit sehr wenigen (und dann meist textlichen) Aussetzern. Wenn das gelbe Album tatsächlich nächstes Jahr kommt, müssen Weezer genau dort weitermachen, wo sie mit ihrer aktuellen Platte aufhören. Meinetwegen dürfen sie sich damit aber noch Zeit lassen, jetzt wissen wir schließlich alle: Am Ende wird alles gut.
7 Kommentare mit 8 Antworten
Der erste Absatz ist Gold
außer die das/dass Scheiße. Dass das vermehrt bei Redakteuren/Rezensenten auftritt, lässt mich dann doch zum Grammatik-Nazi werden.
^Das^ und natürlich das revidieren durch entfernen von "Pinkerton" aus dieser Heuristik, was wohl spätestens hier unten durch uns gefordert worden wäre, hätte er es nicht bereits selbst getan.
Aber in jedem Fall witzig geschrieben
Ich sollte lernen Dinge auch zu korrigieren, wenn ich sie schon ankreide.
Das Gelbe (Album) ?!
dasdass ... argh, das hätte mir auffallen müssen. danke.
Dass passiert doch jedem mal, Daniel
Bzw. freu ich mich grad derb auf das Album!
Recht gute Kritik..........saugutes Album
bin mich zurzeit am wundhören
Nicht zu fassen. Bei kaum einer Band wechseln sich wirklich miserable Platten mit kleinen Geniestreichen ab wie bei Weezer. Das hier ist streckenweise tatsächlich genial und nur sehr selten mal durchschnittlich. Sehr starke Platte!
In der Tat ein sehr geschlossen gutes Album. Die früheren Alben waren ja oft sehr wechselhaft, auf einen brillanten Song folgte Durchschnitt oder gar Ausfall. Das hier geht in einem Rutsch durch und gefällt sehr. Ich bin irgendwie echt froh das meine Lieblingsband noch zu solchen Sachen in der Lage ist, das lässt hoffen das ich auch in 20 Jahren noch regelmäßig ein gutes Weezer Album bekommen werde. Mein Liebling ist "Da Vinci", der hat eine ganz starke grüne Einfärbung
Ich finde auch Hurley geil, auch auf dem roten Album waren viele starke Songs. Ich verstehe das Gebashe irgendwie überhaupt nicht.
Manche hoch gelobte Band könnte sich glücklich schätzen so ein Album wie Hurley jemals einzuspielen. Da geb ich dir ganz recht !
Also ich finde das Album nicht besser als, die beiden Platten davor! 2-3 Lichtblicke sind zu sehen, insgesamt setzt sich der Trend fort...