laut.de-Kritik

Wenn das Ironie sein soll, dann funktioniert sie nicht.

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In ihrer Königsdisziplin lassen sich Weezer für gewöhnlich viel Zeit: der Veröffentlichung farbiger Alben. Nun ist seit dem roten Album zwar gerade mal ein gutes Jahr vergangen, doch das neue hat schließlich auch keine Farbe.

Dank der vorzeitigen Veröffentlichung durch die US-Kaufhauskette Wal-Mart ist der Song "(If You're Wondering If I Want You To) I Want You To" schon seit Mitte August bekannt. Ein sperriger Titel für einen einfachen, ziemlich guten Popsong. Dank der Hand-Claps und dem treibendem Basslauf ist der Band da schon ein ziemlich schmissiger Vorbote gelungen.

Der Text von "Im Your Daddy" lässt den Hörer dann etwas ratlos zurück: "You are my baby tonight / And I'm your daddy", den fehlenden Tiefgang ersetzt eine wahnsinnig eingängige Hookline, der Song ist ähnlich aufgebaut wie das Nerd-Manifest "Buddy Holly" – nur eben nicht so gut.

Schwieriger wird es da schon bei "The Girl Got High". Dreschendes Schlagzeug und Mitgröl-Refrain erinnern an Green Day und American Pie-Soundtracks. Vorallem diejenigen, die Weezer als Hornbrillen-tragende Nerds kennen und lieben gelernt haben, werden sich mit dem neuen Sound und den neuen Themen schwer tun.

Den Vogel schießt die Band jedoch mit "Can't Stop Partying" ab. Der Sticker auf dem Cover ("Featuring Lil Wayne") klingt ja schon nach einer Warnung, und es kommt tatsächlich ganz schlimm: "Party like tomorrow is my funeral / Gotta stop mixing alcohol with pharmaceuticals / And the unusual is the fucking usual / Man, my life is beautiful and my girls are mutual / Okay bitches, Weezer and it's Weezy".

Sind das Spätfolgen des (durchaus gelungenen) Lady GaGa-Covers, das Weezer diesen Sommer auf Konzerten präsentierte? Oder der verzweifelte Versuch, hip zu sein? Wenn das hier Ironie sein soll, funktioniert sie nicht. Wenn nicht, ist sowieso alles zu spät.

Power-Pop lässt sich mit Hip Hop ebenso schwer verbinden wie mit indischen Elementen: "Love Is The Answer" zitiert Sitar-Klänge und indische Chöre - am Ende klingt dieser Ausflug allerdings viel zu verkrampft, um als gelungenes Experiment durch zu gehen.

In der zweiten Hälfte der Platte findet man nochmal drei, vier solide bis gute Songs, allerdings keine wirklichen Hits. Dass Weezer einen Song gemeinsam mit den All-American Rejects geschrieben haben, ließ zwar ebenfalls Böses erahnen, tatsächlich jedoch zählt "Put Me Back Together" zu einem der besten Stücke des Albums.

Zwei Dinge, die "Raditude" von den Meisterwerken der Band trennen: die ganz, ganz großen Hits fehlen. Und es gibt - in der Form zum ersten Mal - schwache Songs und Totalausfälle. Am Ende bleiben viele Fragen offen: Warum mussten Weezer nach dem überraschend guten "Red Album" so schnell nachlegen? Warum zog Rivers Cuomo für einige Songs noch andere Songwriter an Land?

Gedulden müssen sich Freunde der Band wohl noch bis 2015. Wenn die Band sich und ihrer Diskographie treu bleibt, erscheint in jenem Jahr "The Yellow Album": voller Höhen, ohne Tiefen.

Trackliste

  1. 1. (If You're Wondering If I Want You To) I Want You To
  2. 2. I'm Your Daddy
  3. 3. Girl Got Hot
  4. 4. Can't Stop Partying
  5. 5. Put Me Back Together
  6. 6. Trippin' Down the Freeway
  7. 7. Love Is the Answer
  8. 8. Let It All Hang Out
  9. 9. In the Mall
  10. 10. I Don't Want to Let You Go
  11. 11. Turn Me Round

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